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Freunde fürs Leben

■ Sinnsucher in Chinas Wettbewerbsbeitrag „Der Rotfuchs“

Im „Daming“, dem ältesten Kino der Stadt, steht ein Mann im Vorführraum und sagt mit belegter Stimme den letzten Film an. Das Kino soll einem Restaurant weichen. Die geschäftige Moderne, die auf den Straßen der Stadt sehr viel Unruhe und Staus produziert entwurzelt den Helden Spillrich, Vorführer in dritter Generation.

Zivilisationskrankheiten befallen ihn, er fühlt sich unlustig, schlapp, gereizt. Da kann auch die modernste Medizin nicht helfen. Ihm fehle nichts, sagt der Arzt, doch Spillrich weiß es besser. Er macht sich auf in die Natur, berucksackt zieht es ihn in einen „weißen, reinen, fast abstrakt wirkenden Wald“ (Wu Zi-niu), wo er den legendären Rotfuchs jagen möchte. Dort trifft der Städter auf „Zottel“, einen wilden Mann im Fellkleid, der das gleiche Ziel allerdings schon seit sechs Jahren verfolgt. Anfangs hassen sich die beiden. Zottel, der ständig zum „Großen Geist“ um Erfolg für seine Jagd betet, versucht den Städter zu verjagen. Der wehrt sich. Zwischendurch kommen die Frauen der beiden ins Bild und kommentieren mit direktem Blick in die Kamera die Suche ihrer Männer. Nach diversen Auseinandersetzungen befreunden sich diese und baden zusammen, Schulter an Schulter in einer heißen Quelle. Das sieht sehr schön aus und rührend und klasse. Beide erkennen, daß es ihnen eigentlich nicht um Geld für das Fell des seltenen Tieres geht, sondern um den Sinn des Lebens. Sie trennen sich als Freunde fürs Leben. Zottel geht traurig seiner Wege, Spillrich auch. Ein neuer Suchender, der statt eines Gewehres eine Kamera trägt, kommt ihm entgegen.

„Rotfuchs“ ist ein sehr einfacher, unspektakulärer Film, eine Allegorie auf die wichtigen Dinge des Lebens, die im Überschwang des chinesischen Wirtschaftsbooms offenbar vernachlässigt werden. Im Gegensatz zu Bertoluccis gräßlichem „Kleinen Buddha“ ein ernster Film, doch „das ist alles sehr schwer zu sagen“, sagt der Regisseur, der Politik „überhaupt nicht mag“ und: „Wenn wir weitergehen, werden wir schon eine Antwort finden“. Und das solle der Film auch bedeuten. Detlef Kuhlbrodt

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