: Kindergartenplätze werden teurer
■ Koalition will 1,3 Mio Mark mehr hereinholen / Stadtwerke sponseren für Mitarbeiter Kindergarten
Bremens Kindergartenplätze sollen teurer werden. Der Deputation für Jugendhilfe liegt für die morgige Sitzung eine Vorlage aus dem Sozialressort vor, in der neue Kindergartengebühren für eine Einnahmeverbesserung von insgesamt 1.340.000 Mark sorgen sollen.
Mit den neuen Preisen soll der Anteil der Gebührenfinanzierung an den Kitaplätzen erhöht werden. Bereits im letzten Jahr hatte das Ressort einen solchen Effekt erwartet, als es das gesamte Beitragssystem umgestellt hatte. Weil aber überdurchschnittlich viele Kinder in Bremer Kindertagesheimen nur die Mindestsätze zahlen, hatte die Umstellung des Beitragssystems kaum finanzielle Auswirkungen.
Es besteht aber vom Haushaltsausschuß die Vorgabe: 15% der Betriebskosten bei den Kitas müssen über Gebühren eingespielt werden. Derzeit sind es mit 7,525 Mio. rund 12%, mit den zusätzlichen 1,34 Mio dürften es ein oder zwei Prozent mehr werden.
Im Einzelnen: Der Mindestbeitrag wird von derzeit 35 auf 40 Mark erhöht, der Höchstbeitrag von 360 auf 410 Mark für einen Ganztagsplatz inklusive Mittagessen. Im Bundesvergleich ist das immer noch glimpflich: „Im Bundesgebiet sind Höchstbeiträge für die Nutzung von Kindertagesstätten und Horten bis zu einer Höhe von 500 Mark immer häufiger zu finden“, schreibt die Behörde in ihrer Vorlage. Mit dem Höchstpreis von 410 Mark sorgen die Höchstbeitragszahlen mit 630.000 Mark für den größten Happen bei der Einnahmeverbesserung, die Mindestbeitragszahler bringen 290.000 Mark auf.
Ganz umsonst gibt's künftig gar nicht mehr: Kinder, deren Eltern unterhalb der Einkommensgrenze leben und halbtags in einen Kindergarten gehen, sollen 10 Mark pro Monat kosten. Und: Karenzkinder, also die, die schon zur Schule gehen könnten, aber noch nicht eingeschult worden sind (zwischen 6 und 7 Jahren), erhalten künftig keine Ermäßigung mehr.
Unter den Koalitionspartner wird es um die Vorlage keinen Streit mehr geben. „Wir haben das Schlimmste verhindert“, erklärte die grüne Maria Spieker, „das ist im Wesentlichen in Ordnung so.“ Die sozialdemokratische Sprecherin für Jugendpolitik, Barbara Wulff, hält die Vorlage für einem „Kompromiß“: „Einigkeit bestand bei uns nur darin, daß wir behinderte Kinder und Geschwisterkinder nicht höher stufen wollten.“
In Zeiten spärlicher Haushaltsmittel sollen bei den Kindertagesstätten neue Wege eingeschlagen werden. Im Kindertagesheim in der Dresdner Straße haben die Stadtwerke ein Drittel der Baukosten für das neue Kita übernommen und so eine Art Sponsering eingeleitet. Im Gegenzug hat das Energieunternehmen dort zwanzig (von 60) Plätze für Kinder von Mitarbeitern zu Verfügung, die derzeit, im zweiten Jahr nach der Eröffnung des Kitas, noch längst nicht ausgeschöpft sind. Dem Vernehmen nach hat das Unternehmen etwa 500.000 Mark von den 1,5 Mio Baukosten übernommen.
„Die Gebühren für diese Kinder werden genauso berechnet wie für alle anderen Kinder auch“, erklärt Kita-Leiterin Carla Ulrichs. Außerdem hätten die Stadtwerke keinerlei Einfluß auf die inhaltliche Arbeit im Kita. Die Eltern der Kinder seien „überdurchschnittlich engagiert“, lobt die Leiterin.
„Engagiert haben wir uns, weil wir unsere Mitarbeiter an uns binden wollten“, erläutert Rolf Krokat von den Zentralen Diensten der Stadtwerke den Einstieg des Unternehmens in die Kita-Förderung. Den Stadtwerken gingen in der Vergangenheit zuviele Mitarbeiterinnen verloren, die mangels Kindergartenplatz nicht in das Berufsleben zurückkehren konnten. Die Idee sei vom Betriebsrat des Unternehmens gekommen. Krokat geht davon aus, daß die Stadtwerke-Plätze künftig dichter besetzt werden: „Unsere Mitarbeiter müssen sich langfristig darauf einstellen können, dann wird das Angebot auch angenommen.“ Zu den laufenden Kosten des Kitas zahlen die Stadtwerke nach eigenen Angaben nichts hinzu. mad
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