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„Es soll klingen und krachen“

■ Riekje Weber, Hamburgs neue Rockbeauftragte, über die Möglichkeiten ihres Referats

Seit dem 1. Dezember hat Hamburg endlich eine Rockbeauftragte. Auf einer halben Stelle kümmert sich Riekje Weber um die speziellen Belange der lokalen Musikszene. Sie war zuletzt zwei Jahre Bürgerschaftsabgeordnete der SPD, ist Mitglied der a-capella-Gruppe Die Sirenen und war in der Vergangenheit Geschäftsführerin von RockCity und Konzertveranstalterin.

Von den 665.000 Mark an Subventionsmitteln des Bereiches ist der größte Teil für drei Musikinitiativen (RockCity, Rockbüro und Musiziernde Toiletten), das Jazzfest in der Fabrik und das Landesjugend-Jazzorchester festgelegt. Zur freien Verfügung hat Riekje Weber nur 225.000 Mark für Projektförderung und 70.000 Mark für Übungsraum-Ausbau. Für den gesamten Musikbereich stehen 16.4 Mio. Mark zur Verfügung. Der Bereich Klassik/Neue Musik wird also mit dem 25fachen Betrag der Rockmusik subventioniert.

Warum braucht man, um 665.000 Mark Subventionen zu verteilen, eine eigene Referentin?

Ich sehe diesen Job nicht als reine Verwaltungsstelle von Subventionen, sondern die Musikschaffenden kriegen von mir Informationen, zum Beispiel über Finanzierungsmöglichkeiten. Außerdem sehe ich meine Aufgabe auch darin, innerhalb des Hauses zu vermitteln, was im Bereich Popmusik in Hamburg passiert. Es gibt da einigen Aufklärungsbedarf.

Hamburg hat eine sehr innovative Musikszene, die strukturell gegenüber ausländischen Gruppen extrem benachteiligt ist. Was unternehmen Sie für die lokale Szene?

Ich will erst einmal gemeinsam mit RockCity eine Autovermietung für Bands aufbauen, weil diese sich beklagen, daß sie aus Hamburg nicht herauskommen, weil sie sich die Preise für Kleinlaster auf dem freien Markt nicht leisten können. Hier will ich eine Anschubfinanzierung erreichen und vielleicht gibt es ja auch Sponsoren, die ein Auto zur Verfügung stellen.

Gibt es noch mehr Ideen?

Das hängt natürlich am Geld. Angesichts der 225.000 Mark, die für den gesamten Bereich „Projektförderung U-Musik“ zur Verfügung stehen, mag ich mir jetzt nicht die tollsten Sachen ausdenken, um dann mangels Geld gleich wieder zu scheitern. Da ich auch noch nicht weiß, wie hoch die Sparquote wird, stehen momentan durch die Bewirtschaftung nur 168.750 Mark zur Verfügung.

Was verändern Sie bei den Prinzipien der Geldvergabe?

Bisher war es ja so, daß Initiativen, Künstler oder Veranstalter mit Anträgen kamen, die dann bewilligt oder abgelehnt wurden. Ich möchte jetzt mehr in den infrastrukturellen Bereich investieren und zwar mit einmaligen Anschubfinanzierungen. Denn dieser kleine Etat kann nicht jährlich mit soetwas belastet werden. Lieber soll im nächsten Jahr etwas anderes angeschoben werden, was einen ähnlichen Effekt hat. Zum Beispiel hat RockCity ein Booking-Projekt entwickelt, das man erweitern könnte.

Und im Übungsraum-Bereich?

Von den 70.000 Mark können wir nur ab und an einen Zuschuß für eine Stahltür oder ähnliches geben.

Sehen Sie ihre Aufgabe auch darin, die Belange der lokalen Szene nach außen zu tragen?

Wenn ich eine Möglichkeit sehe, werde ich mich natürlich einschalten. Zum Beispiel bei Städtepartnerschaften werden meistens etablierte Gruppen aus dem E-Musibereich hingeschickt. Ich denke, daß da auch einmal andere Sachen passieren können.

RockCity hat Pläne für ein Rock-Zentrum entwickelt, das u.a. die Initiativen, Gewerbe, Studios, einen Musiker-Treff zusammenfaßt. Werden Sie das unterstützen?

Die Idee Ressourcen zusammenzuführen ist richtig. Ich sehe nur nicht, wer das bezahlen soll. Wenn da nicht ein politische Unterstützung in hohem Maße erfolgt, dann wird das nichts. Mit den Mitteln der Kulturbehörde ist das unmöglich.

Gibt es Möglichkeiten mit anderen Behörden soetwas gemeinsam zu finanzieren? Kann da die Referentin nicht initiativ werden?

Natürlich. Es ist wichtig, daß man für eine solche Sache einen Interessens-Verbund schafft. Wenn aus der Musikindustrie Unterstützung für so ein Zentrum käme, wäre das der Sache sehr förderlich.

In Hamburg gibt es ja sehr viele innovative aber konkursgefährdete Platten-Label. Wäre da eine strukturelle Hilfe nicht einmal angebracht?

Label-Hilfe ist bei dem Etat für den ganzen Bereich, zu dem ja auch Jazz gehört, der ebenfalls sehr stützenswert ist, unmöglich. Auch der Anspruch, Demo-Finanzierung zu leisten, steht in überhaupt keinem Verhältnis zu dem Etat.

Glauben Sie denn, daß man an der lächerlichen Größe des Etats etwas ändern kann?

Ich habe schon das Gefühl, daß die Sensibilität für das Thema gewachsen ist. Nur was nützt es, wenn überall gestrichen wird. Ich wäre schon froh, wenn die bestehenden Mittel nicht gekürzt werden.

Nach welchen Kriterien wird Geld vergeben?

Wenn Leute schon hohe Eigenleistung gebracht haben, dann ist es nur fair und gerecht, wenn diese mit den paar Mitteln, die wir zur Verfügung haben, ergänzt werden. Mein Credo ist: Es soll klingen und krachen.

Fragen: Till Briegleb

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