: Zum Ende alles auf Anfang
■ Manfred Krug gab sich die Ehre und eine Pressekonferenz
Mit blauer Schirmmütze angetan, offensichtlich in spendabler Laune, preschte Manne Krug in Hochform aufs Podium zur Pressekonferenz nach „Der Blaue“, der gestern auf höchst geteiltes Echo stieß. Dabei waren alle Vorschußlorbeeren schnell aufgebraucht: Unsereins hatte auf so eine Art „Spur der Stasi“ gehofft; was dann wurde aus dieser Geschichte über einen ex-informellen Mitarbeiter, der in Brandenburg Minister wird, während sein Opfer mit ein paar Äpfeln mehr zurückbleibt, entnehmen Sie im Detail bitte unserer Kritik am Montag.
Regisseur Wawrzyn gab sich schon vorsorglich alle Mühe, die Sache mit Adorno-Zitaten ins Überzeitlich-Wahrhaftige zu ziehen, aber sein Mann Krug wußte es besser. Als es (of all people) Ula Stöckl als Mitglied der Auswahlkommission ablehnte, auf die Frage zu antworten, wie denn dieser Film im Wettbewerb hatte landen können, forderte Krug unter Hervorstoßung eines gediegenen „Moment, Moment“, man habe gefälligst auf solche Fragen in „Würde und Gelassenheit“ zu antworten. Stöckl kniff wieder, so daß schließlich als deus ex machina Herr Schlöndorff herabstürzte, um richtigzustellen, daß man den Film hier nicht als Patienten behandeln dürfe, der nur mit Gnade und weil oder obwohl er aus Deutschland komme, in den Wettbewerb geraten sei. Weiter: „Herr Krug, sonst sind Sie immer so ein lieber Kerl, hier machen Sie plötzlich das Schwein?!“ Krug: „Sie irren sich, ich war früher nur als Schwein tätig. Von mir aus hätte die Schweinhaftigkeit dieses Herrn noch sehr viel schweinhaftiger sein können!“ Großes Gejohle. „Herr Produzent, Herr Regisseur, das war doch ein Fernsehfilm!“ Krug, für die beiden verlegenen Herren: „Stimmt ein bißchen, es wird sehr viel geredet. Aber wenn ich auftrete, denken eh alle an Fernsehen, das is nu mal so!“ „Herr Krug, warum geben Sie keine Interviews?“ „Ich habe allein im letzten Jahr fünf Prozesse gewonnen, weil Schmähschriften über mich verbreitet worden waren.“ Und daß Journalisten ihre Hausaufgaben nicht machten, daß sie Interviews mit „Nu erzählen Sie mal“ anfingen, und daß er bald in Pension ginge und die bis dahin ihren Scheiß alleine machen könnten. Machen wir. mn
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen