■ Sound-Check
: Mickey Katz Orchester

Gehört: Mickey Katz Orchester. Können Geigen zickig sein oder Posaunen protestieren? Sehr wohl, wie das erst vor drei Monaten und eigens für die Theater-Produktion Meschugge vor Hoffnung gegründete Mickey Katz Orchester am Freitag in einem gelungenen Zusatzkonzert in den Kammerspielen bewies. Das musikalische Zauberwort des Orchesters heißt „Klezmer“. Die traditionelle osteuropäische Folklore der jiddischen Lieder hat sich vermischt mit nordamerikanischen Jazz-, Blues- und Gospelelementen. Klezmer ist das „Instrument des Gesanges“, die Einheit von Musiker, Instrument und Lied. Dies führten die sechs internationalen Künstler und die Sängerin Libby Shapiro mit Spaß und Konzentration vor. Sie kommunizierten mit ihren Instrumenten, und das Publikum amüsierte sich über das musikalische Frage- und Antwortspiel, das sich zuweilen nach Saxophonwitzen oder Tubascherzen, Posaunenprotesten und Geigensticheleien anhörte. In den mal besinnlichen, mal volksfestartig-deftigen Orchesterstücken dominierten die Blasinstrumente. Doch sie wurden auch leiser, lauschten mehr und ließen sich inspirieren, wenn Sängerin Shapiro mit samtweicher melancholischer oder frech-flirtender Stimme über Liebe und Leid sang. Posaunist Dieter Fischer, Gründer und musikalischer Leiter des Orchesters, ließ mit seinen Arrangements ein Stück jüdischer Kultur in Hamburg aufleben - und liegt mit Klezmer-Musik voll im Trend. Die Zuschauer im ausverkauften Haus ließen sich bis zum Schluß begeistern, für weniger Euphorische hatte das zweieinhalbstündige Konzert jedoch auch Längen. wie