USA übernehmen Vermittlerrolle

■ Am Wochenende Bosnien-Konferenz in Washington /

Berlin/Genf (taz) – Der kroatische Präsident Franjo Tudjman hat nun auch offiziell seine Unterstützung für den Plan eines gemeinsamen muslimisch-kroatischen Staates auf einem Teilgebiet des heutigen Bosnien-Herzegowina erklärt. Wie sein Außenminister Mate Granić bereits am Mittwoch in einem Gespräch mit der taz in Genf erklärt hatte, mußte Tudjman unter dem Druck der USA, Deutschlands, der Türkei und des Vatikans seinen lange gehegten Widerstand gegen dieses Modell aufgeben – und damit auch seine bisherige Unterstützung für einen eigenen Staat der Westherzegowina-Kroaten mit der Hauptstadt Mostar.

Auf einer Veranstaltung seiner Partei „Kroatische Demokratische Gemeinschaft“ HDZ hatte Tudjman dann am Donnerstag bestätigt, daß sein Sinneswandel „auf Initiative und Druck des Westens“ zustande gekommen sei. „Alle, auch US-Außenminister Christopher“, hätten „betont, daß wenigstens zwei Völker Bosniens – die Muslime und die Kroaten – eng zusammenarbeiten und eine politische Gemeinschaft eingehen“ sollten. Diese Vorstellung sei „für Kroatien akzeptabel und im Interesse des kroatischen Volkes sowohl in Bosnien als auch in Kroatien“, erklärte Tudjman. Er bestätigte die Angaben seines Außenministers, wonach die USA und andere Befürworter einer muslimisch-kroatischen Union in Bosnien „Unterstützung bei der Wiederherstellung der vollen Souveränität der kroatischen Regierung über Kroatien in seinen international anerkannten Grenzen“ zugesagt hätten. Dies würde das derzeit von serbischen Truppen besetzte Drittel Kroatiens einschließen.

Die USA haben sich offenbar entschieden, in Zukunft eine aktivere Politik in Bosnien zu betreiben. Schon am nächsten Wochenende würden Vertreter der bosnischen Regierung, der westherzegowinischen Kroaten und der Regierung Kroatiens in Washington ihre Verhandlungen über die Bildung der geplanten Föderation aufnehmen, hieß es gestern im US-Außenministerium. Die bislnag nachdrücklichste diplomatische Initiative Washingtons im Bosnienkrieg wurde nach einem Treffen des bosnischen Ministerpräsident Haris Silajdžić mit US-Außenminister Warren Christopher im State Department bekanntgegeben. Man wolle nach der Vereinbarung des Waffenstillstandes den momentanen Schwung ausnutzen, um zu echten Lösungen zu kommen, erklärte Christopher.

Die Chancen für das Zustandekommen einer muslimisch- kroatischen Union sind nach Granićs Aussagen auch deshalb gut, weil der letzte Woche installierte „Präsidialrat“, die neue Führung der westherzegowinischen Kroaten, in dieser Frage jetzt eine gemeinsame Linie mit dem am 5. Februar in Sarajevo gegründeten „Kroatischen Volkskongreß“ verfolge. Der „Volkskongreß“ vertritt rund drei Viertel aller bosnischen Kroaten. Noch umstritten ist die Verfassungsform des gemeinsamen Staates. Während die Muslime einen Einheitsstaat anstreben, bei dem sie aufgrund ihrer mehr als doppelt so großen Bevölkerungsgruppe zwangsläufig dominieren würden, fordern die Kroaten eine Föderation aus zwei Republiken, die in den Gremien des gemeinsamen Staates gleichgewichtig vertreten sein sollen. azu