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■ KommentarDeichbruch mit Herz

Der Damm ist gebrochen. Hafenstraße und Sozialdemokratie – schon fast ein Herz und eine Seele. In einer wahren politischen Flutwelle werden Vorurteile und Feindbilder weggeschwemmt. „Der Hafen“ delektiert sich an SPD-Klassenkampf (Teichmüller) und Selbstkritik (Frahm). Die SPD labt sich am Architekturdialog und staunt freudig Bauklötze.

Die Partei von Beton und Bullen mutiert zum neugierigen Gegenüber, ganz scharf auf selbstbestimmte Stadtteilorganisation. Die autonome Insel im Spätimperialismus entpuppt sich als Idyll einer dialogbereiten sozialen Realität, die mit Wohnungsnot, Drogen, Verslumung und Rechtsradikalismus in einer Weise fertig wird, bei der Sozi-Sozialarbeiter vor Entzücken feuchte Hände kriegen. Was hat man eigentlich all die Jahre gegeneinander gehabt?

Ob Voscherau diese Schmuse-Explosion geahnt oder gar gewollt hat? Wie auch immer: Stadtentwicklung „von unten“, von wirklich „autonomen“ Menschen ohne jede Sozialarbeiterhilfe der Stadt abgetrotzt – dies scheint jetzt unumkehrbar. Voscherau hat die Geister gerufen. Los wird er sie nicht mehr. Und dabei werden alle gewinnen: Die Stadt (Image und Attraktivität), der Stadtteil (Beweis von unzerstörbarer Vitalität), Voscherau (Profil und Karriere) und natürlich die BewohnerInnen selbst (Wohnen und Genugtuung). Schon Stadtplaner Peter Illies (Bezirksamt Mitte) räumte ein: „Der Sachverstand in St.Pauli ist in vielen Punkten dem der Stadt überlegen.“ Wie schön, wenn das inzwischen auch der Bürgermeister anerkennt – ganz ganz vorsichtig, wie das so seine Art ist.

Florian Marten

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