: Warnstreiks gegen den „Gruselkatalog“
■ 4000 Beschäftigte beteiligten sich an Protestaktionen im Öffentlichen Dienst
Nach den MetallerInnen zeigen jetzt auch die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes Flagge: Gestern beteiligten sich in Hamburg über 4000 PostlerInnen, Müllwerker sowie die MitarbeiterInnen der Krankenhäuser St. Georg, Wandsbek und Ochsenzoll an Warnstreiks gegen den drohenden Tarifabbau. Auch im Hafen lief morgens nichts mehr: Mitarbeiter von Strom und Hafenbau hielten die Hubbrücken, Schleusen sowie den Alten Elbtunnel geschlossen.
Den Auftakt machten in der Nacht zum Montag die PostlerInnen in den Telefonauskunft-Zentralen Hamburg, Stade und Lübeck. Sie legten um Mitternacht für Rest der Schicht die Arbeit nieder. Am Morgen traten dann die Beschäftigten der Fernmeldeämter für eine Stunde in den Ausstand. Die Streikenden versammelten zu einer Kundgebung vor dem DGB-Haus. Für ein nettes Ambiente dieser Nieselregen-Veranstaltung sorgten die Malocher der Müllabfuhr: Sie säumten mit 200 Müllwagen die Straßen vor dem DGB-Haus.
Scharfe Worte auf der Kundgebung: „Holt Euch das Geld von den Steuerschuldnern, die den Staat Jahr für Jahr um Milliarden betrügen“, so Postgewerkschafts-Chef Rolf Meier an die Unternehmeradresse. Das Forderungspaket sei ein „Gruselkatalog“, der den sozialen Sprengstoff erhöhe und 6000 Arbeitsplätze vernichte. Die Öffentlichen Unternehmer haben bei den bislang drei Tarifgesprächen eine Nullrunde bei den Gehältern gefordert. Überdies wollen sie das Urlaubsgeld kürzen, zwei freie Tage streichen sowie die Arbeitszeit auf die 40-Stundenwoche anheben.
Die ÖTV wäre indes bereit, für umfassende Arbeitsplatzgarantien auf eine Lohnsteigerung zu verzichten. Zudem würde sie einem „Arbeitszeitkorridor“ zustimmen, der in gewissen Bereichen die 38-Stundenwoche zulasse, wenn in anderen Betrieben die Arbeitszeit auf bis zu 32 Wochenstunden bei halbem Lohnausgleich gesenkt werde. ÖTV-Chef Rolf Fritsch lehnte jedoch eine generelle Arbeitzeitverlängerung oder Lohnverzicht ab. Fritsch: „Die Reichen werden immer reicher, während sich die Einkommen der Arbeitnehmer verringert haben“. Fritsch und Meier warnten: „Sollten die Arbeitgeber an ihrer provokativen Haltung festhalten, sind wir auch in dieser Krise zum Kampf bereit“. K. v. Appen
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