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■ Das PortraitEmilie Schindler

Gerade 20jährig, hatte Emilie Pelzer, Studentin der Agrarwissenschaften, den gleichaltrigen Oskar Schindler kennengelernt. Sie war ein wohlbehütetes katholisches Mädchen, er ein hochgewachsener Mann, der ihr den sogenannten Himmel auf Erden versprach. Aber noch vor der Hochzeitsnacht wurde der Bräutigam verhaftet: er war mit einer einflußreichen älteren Dame liiert gewesen. Dennoch folgte Emilie ihrem Mann nach Krakau, wo er sich die Emaillefabrik aneignete, mit der er reich werden wollte. Bald war es ihm jedoch wichtiger, Juden zu retten. Emilie oblag es, fürs Überleben ihrer Schützlinge zu sorgen. Sie tauschte Wodka gegen Getreide und besorgte unter Lebensgefahr Medikamente. Oskar Schindler: „Es war eine gigantische Aufgabe, zwölfhundert Menschen satt zu kriegen, als die Monatszuteilung eine Wochenration war.“

Nach dem Krieg wanderten sie mit ein bißchen Geld vom jüdischen „Joint“ nach Argentinien aus. Sie starteten eine Hühnerzucht, die im wesentlichen von Emilie in Gang gehalten wurde; Oskar schaffte auf Pump eine Pelzzucht an, aber statt unglaublicher Renditen folgte ein Fiasko, Oskar kehrte 1957 nach Deutschland zurück und überließ Emilie die Schulden.

Der weibliche Part bei der Aktion „Schindlers Liste“ Foto: Reuter

Sie hat es dann vorgezogen, den Kontakt mit ihm abzubrechen. Das Argentinische Tageblatt machte schließlich auf ihre miserable Lage aufmerksam. Jüdische Organisationen besorgten ihr ein Haus in San Vicente, einem kleinen Dorf, etwa 50 Kilometer entfernt von Buenos Aires, in dem der argentinische Präsident Perón seinerzeit gern die Wochenenden verbrachte (weshalb die Häuser immer frisch gestrichen waren). Dort wohnt sie noch heute, mit siebzehn Katzen und einem Obstgarten. Seit kurzem wird sie von den Medien umworben: ein Auftritt bei „Gottschalk“, ein Interview mit der Bunten – selbstverständlich nicht wegen ihrer Heldentaten, sondern anläßlich des Films über ihren Mann. Dabei hat man manchmal den Eindruck, als würde sie benutzt, um ihn zu demontieren. Emilie Schindler jedenfalls ist froh, wenn sie sich nicht erinnern muß. Erinnerungen tun weh, sagt sie, und die späte und spärliche Anerkennung ist ihr egal. „Ich bin so, wie ich immer gewesen bin“, sagt sie, „mir steigt das nicht zu Kopf.“ Antje Brunnabend

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