: Solide Ausbildung gegen Öko-Kollaps
■ Ingenieurstudium "Umweltchemie" an der Fresenius Akademie / Ökologisches Jahr ist kein Praktikum
Ein Studium mit ökologischem Anspruch und Aussicht auf einen Arbeitsplatz? Chancen sieht die Fresenius Akademie in Wiesbaden: Die private Fachhochschule bietet ein Ingenieurstudium mit Schwerpunkt Umweltchemie an.
Damit der Studiengang auf soliden Füßen steht und nicht in den Ruf eines seichten Faches für Umweltfreaks gerät, erhalten die künftigen Dioplomingenieure in den ersten vier Semestern eine gründliche, breitgefächerte Grundausbildung. „Analytische und stoffchemiche Lerninhalte stehen dabei, der Tradition des Hauses entsprechend, im Vordergrund“, so Leo Gros, Fachbereichsleiter und Leiter der Akademie.
Erst nach einem berufspraktischen Semester in der Industrie, können die Studenten den Studienschwerpunkt Umweltchemie wählen. Das geschieht nicht vor dem sechsten Semester. Neben der Pflichtvorlesung „Ganzheitliches Umweltmanagement“ haben die Studenten Themen wie „Instrumentelle Analytik“, „Chemometrie“, „Geoökologie und Umweltschutz“ und „Ökologische Chemie“ auf ihrem Lehrplan.
„Wir legen bei diesem Studiengang nicht nur großen Wert auf praxisorientiertes Arbeiten“, betont Gros, „sondern auch auf ganzheitliches Denken. Die Studenten sollen nicht nur Einzelschritte im Blick haben, sondern vollständige Prozeßabläufe verstehen lernen.“ Das Angebot wird in den höheren Semestern mit zwei weiteren Praktika abgerundet.
Wirklich neu sind die Lehrinhalte nach Angaben des Umweltbundesamtes in Berlin nicht. Chemie sei ohnehin ein Grundlagenfach. Es sei aber sinnvoll, wie dies auch Unis in den neuen Bundesländern versuchten, andere Fragen zu stellen und die Disziplin „in einen neuen Kontext“ zu stellen.
Die fertig ausgebildeten Umweltchemiker sollen das Verhalten von Gefahrstoffen und Umweltschadstoffen kennen. Auch deren toxikologische Beurteilung sei ihnen geläufig, erläutert der Fachbereichsleiter. Die Gefahr, mit diesem Studiengang geradewegs in die Arbeitslosigkeit hineinzusteuern, hält er für gering. „Ob als Umweltschutz- oder Gefahrstoffbeauftragter, ob in der angewandten Forschung und Entwicklung, Ingenieure mit der Schwerpunktausbildung Umweltchemie sind als Führungskräfte gefragt“, wirbt der Fachbereich.
Trotzdem: „Engagement ist Voraussetzung, und Interesse ist Bedingung für jeden einzelnen“, betont Gros. „Wir begrüßen es, wenn die Leute sich schon mit dem Thema Umwelt und Ökologie beschäftigt haben, bevor sie zu uns kommen.“ Seit 1993 tun sich für Interessenten in dieser Hinsicht neue Wege auf: Das freiwillige ökologische Jahr (FÖJ) wurde dem freiwilligen sozialen Jahr gleichgestellt. 17- bis 27jährigen werden Plätze mit fachkundiger Anleitung bei Umweltvereinen und -verbänden, Umweltbildungsstätten, Naturschutzstationen angeboten.
Der finanzielle Anreiz ist zwar relativ bescheiden – durchschnittlich 250 Mark im Monat, freie Unterkunft und Verpflegung, 26 Tage Urlaub im Jahr – doch das freiwillige ökologische Jahr hat Vorteile: Die Zentrale Vergabestelle für Studienplätze rechnet diese Zeit als Wartezeit für einen Studienplatz an. Studenten im Umweltbereich können sich das FÖJ als Vorpraktikum anerkennen lassen.
Gros warnt jedoch: „Laut Hochschulrecht können wir in unserem Studiengang Umweltchemie keine Leistung als Praktikum anerkennen, die vor Studienbeginn absolviert wurde.“ Dies habe auch durchaus seinen Sinn, erläutert der Fachbereichsleiter: „Wir gehen in der Ausbildung in einer Art Sandwichmodell vor. Zuerst werden theoretische Kenntnisse vermittelt, die eine notwendige Grundlage für die folgende Praxisphase bilden. Dann folgt wieder theoretische Arbeit.“
Zwar bestehe die Möglichkeit, nach dem Grundstudium ein freiwilliges ökologisches Jahr zu absolvieren, doch dies solle unbedingt mit dem Fachbereich abgesprochen werden. Es komme vor allem darauf an, daß die inhaltliche Arbeit einen Bezug zum Studiengang habe. Gros: „Die Begradigung eines Bachlaufes nützt zum Beispiel wenig in bezug auf Umweltchemie. Naturwissenschaftlich-chemische Tätigkeiten hingegen können durchaus anerkannt werden.“ Lars Klaaßen
Das Umweltbundesamt hat zwei Studienführer erarbeitet, die sich ausschließlich mit „Umwelt“-Fächern beschäftigen. Band 1 nennt Universitäten, Band 2 Fachhochschulen; beide kosten je 10 Mark. Vertrieben werden sie über die Firma „Werbung und Vertrieb“, Ahornstraße 1-2, 10787 Berlin.
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