: Vier Fünftel für die Ossis
■ Ostlöhne haben 80 Prozent des Westniveaus erreicht
Bonn (AFP) – Die tariflich vereinbarten Löhne und Gehälter in den neuen Bundesländern sind nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums im vergangenen Jahr auf nominell 80 Prozent des Westniveaus angestiegen. Dies entspreche einer Steigerung um sieben Prozentpunkte im Vergleich zu 1992, teilte das Ministerium nach einer Auswertung der Tarifverträge gestern mit. Wenn die längere Arbeitszeit, der kürzere Urlaub und die niedrigeren Zusatzleistungen im Osten berücksichtigt würden, liege die Zahl jedoch niedriger. Im gesamten Bundesgebiet stiegen die Einkommen der Arbeitnehmer 1993 langsamer als 1992: Im Westen wurden 3,2 Prozent Lohnanstieg registriert. 1992 waren es noch 5,6 Prozent gewesen. In den neuen Bundesländern lag die Lohnsteigerung bei 12,5 Prozent, nachdem sie ein Jahr zuvor 25,9 Prozent betragen hatte. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 41.700 Tarifverträge in Deutschland, von denen 7.700 neu abgeschlossen wurden.
Die Arbeitnehmer in den alten Bundesländern arbeiteten nach diesen Angaben 1993 durchschnittlich 37,76 Stunden in der Woche; 1992 hatte diese Zahl bei 38,07 gelegen. Im Osten betrug die Regelarbeitszeit 39,97 Wochenstunden, nach 40,12 Stunden im Vorjahr. Während im Westen nur noch 4,3 Prozent der Arbeitnehmer mit Tarifverträgen 40 Stunden oder mehr arbeiteten, ist das Verhältnis in den neuen Ländern umgekehrt: Nur 2,5 Prozent der Arbeiter und Angestellten arbeiteten weniger als 40 Stunden. Auch beim Urlaub zeigten sich die Unterschiede zwischen den Tarifverträgen für West- und Ostdeutschland. Durchschnittlich hatte ein Arbeitnehmer im Westen 1993 Anspruch auf 29 Tage Urlaub, im Osten waren es 27. Für 78 Prozent der Westdeutschen gab es im vergangenen Jahr einen Urlaubsanspruch von sechs Wochen; in Ostdeutschland waren es 32 Prozent.
Stärker als Löhne und Gehälter stiegen im vergangenen Jahr die tariflichen Ausbildungsvergütungen. Im Westen lag die Steigerungsrate bei 4,2 Prozent, im Osten bei 15,1 Prozent. Durchschnittlich erhielten Lehrlinge im ersten Lehrjahr 924 Mark im Westen und 746 Mark im Osten. Im zweiten Lehrjahr waren es 1.031 Mark in den alten und 847 Mark in den neuen Bundesländern.
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