Sanssouci: Vorschlag
■ Freaky Fukin Weirdoz in Huxley's Neuer Welt
Das Kraut ist wieder in. Spätestens seit De La Soul ziehen unübersehbare süße Schwaden nicht mehr nur durch Reggae-Konzerte. Und mit Cypress Hill hat das internationale Kiffertum nun sogar potente und offensive Wortführer gefunden. Die Rolle hierzulande zu übernehmen, schicken sich die Freaky Fukin Weirdoz an. Das Crossover-Quartett huldigte bereits auf seiner 92er-CD „Senseless Wonder“ dem Herkunftsland so vieler aromatischer Sorten in dem anderthalbminütigen Instrumental „Marokk“. Dieser vorsichtigen Eröffnung folgt nun das neueste Werk „Mao Mak Maa“. Das ist Thai und heißt soviel wie „Breiter noch als breit“ und zeigt auf dem Cover im typisch geschmacklosen FFW-Humor ein überfettetes, buddhaähnliches Geschöpf mit einem halben rechten Arm, das kräftig am Bong nuckelt. Auf der CD-Rückseite dann Wasserpfeife und jede Menge Blümchen. Schon der Eröffnungssong räumt dann mit den letzten Zweifeln auf: „Sticky Weed“ läßt keine Fragen offen, woher die vier aus München hauptsächlich ihre Inspiration beziehen.
Bei München schluckt man natürlich erst mal, denn was kam da denn bisher schon her? Die FFW, deren Name ursprünglich übrigens einmal die Beschimpfung eines mit ihnen unzufriedenen Konzertbesuchers war, sind in ihrer gnadenlosen Jagd nach dem neuesten Trend zwar sehr münchnerisch, aber dies wiederum so übertrieben, daß es paßt. Das unschuldige Wörtchen Crossover bekommt bei ihnen einen perversen Beigeschmack, ihre Plattenfirma fand die Schublade „Psycho-Ethno-HipHop- Trash-Jazz-Reggae-Metal“. Tatsächlich ist in dieser Musik soviel momentan Angesagtes drin, als wären Rechenschieber am Werk gewesen. Doch es sind Menschen, und sie können reden, auch über die eigene Musik: „Hendrix auf der Streckbank gequält, Townsend im Entsafter zerfetzt, Slayer in der Tiefkühltruhe erstickt.“ Auch das stimmt. Irgendwie und alles auf einmal.
Aber eines ist ihre Musik ganz bestimmt nicht: bekifft. Jedenfalls nicht im klassischen Sinne relaxed und laid back. Während Cypress Hill auf „I Wanna Get High“ besonders schlierig rappen und breakbeaten, lassen die FFW erst recht die hektische Sau raus. Und laden sich die Oberhysterikerin Nina Hagen ein, um mit ihr Ian Durys „Hit Me With Your Rhythmstick“ zu intonieren. Das Zeug möcht' ich auch mal probieren. Thomas Winkler
Am Sonntag, 21 Uhr mit Dirty White (Osnabrück) und Luchten (Berlin) im Huxley's, Hasenheide 108–114, Neukölln.
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