Olympische Nachwehen bleiben Millionengrab

■ Grüne: Folgekosten für Box-, Rad- und Schwimmhallen „explodieren weiter“

Die olympischen Nachwehen bleiben für Berlin ein Millionengrab. Auch nach den Haushaltskürzungen und der Verringerung der Bauvolumen bei den geplanten Sportstätten im Jahn-Sportpark und an der Landsberger Allee „explodieren die Folgekosten weiter“, kritisieren die Grünen-Abgeordneten im Berliner Landtag, Arnold Krause und Judith Demba.

Zu den ursprünglich geschätzten Investitionen von 750 Millionen Mark für die Olympiaboxhalle sowie die beiden Arenen für Rad- und Schwimmveranstaltungen müssen noch 38 Millionen Mark hinzugeschossen werden. Außerdem veranschlage der Berliner Senat für die Modernisierung des Sportforums Hohenschönhausen weitere 18,2 Millionen Mark. Insgesamt werde die Investitionsplanung von 1991 um rund 57 Millionen Mark überschritten.

Wie aus einer Vorlage der Senatsbauverwaltung an den Hauptausschuß des Abgeordnetenhauses hervorgeht, wird für den Kostensprung eine „Indexsteigerung“ in Höhe von 15 Prozent verantwortlich gemacht. Die olympischen Bauvorhaben für die Box-, Rad- und Schwimmhallen, die in der Bewerbungseuphorie noch auf 750 Millionen Mark taxiert worden waren, brachten es mit dem Sportforum Hohenschönhausen im Winter 1993/94 bereits auf 864,6 Millionen.

Nach dem Erfolg Sydneys und dem Absturz der Berliner Träume zu „Olmpia 2000“ wurden die im Sommer 1993 begonnenen „Sofortbaumaßnahmen“ für eine „nacholympische Dauernutzung“, sprich den langfristigen sportiven Bedarf, neu kalkuliert. Bei dieser Kostenüberprüfung fanden sich ganze 500.000 Mark, die eingespart werden konnten. Begründet wurden die verbliebenen 864,1 Millionen Mark Baukosten mit „Aus- und Umbauarbeiten“ der Hallen. So verteuern etwa drei flexible Sporthallen, die in die „olympischen Foyerzonen“ eingebaut werden sollen, die Mehrzweckhalle am Jahn-Sportpark.

Aufgrund der angespannten Haushaltslage, so die Bauverwaltung, wurden zu Beginn dieses Jahres die Planungen für die Dauernutzung noch einmal überarbeitet und Minderungen im Ausbaustandard, Verkleinerungen der Schwimmhalle und anderer Räume sowie der Tribünen für die Zuschauer empfohlen. Heraus kamen schlappe 806,2 Millionen Mark Baukosten, inklusive der Ausbaumaßnahmen beim Sportforum Hohenschönhausen.

Erbost über die hohen Kosten zeigte sich Michaele Schreyer, Bündnis 90/Die Grünen, weil mit den Kosten immer wieder „herumtaktiert“ werde. Bis zuletzt habe etwa Frank Bielka, Staatssekretär in der Bauverwaltung, die Summe von 750 Millionen Mark als „finanzielles Erfordernis“ ausgegeben. Es sei unverantwortlich, die Kosten für Großsporthallen weiter zu steigern und „dafür den Schulsport aus dem Programm fallenzulassen“. Rolf Lautenschläger