■ Standbild: Bitte such' mich!
„Erben gesucht“, Do, 21.15 Uhr, Sat.1
Milliarden gehen uns Bundesbürgern alljährlich verloren, weil wir uns den Nachlaßgerichten nicht freiwillig als Erben zur Verfügung stellen. Das Geld wandert nach einer Schamfrist von zehn Jahren ins Staatssäckel und dient dort zum Bau von Autobahnen, zur Finanzierung von Rüstungsarbeitsplätzen oder zum Ausgleich schnöder Defizite. Ein Skandal!
Aber das muß nicht so bleiben. Denn zum Fernsehglück gibt's ja Herrn Wontorra, der nicht mehr nur abgetauchte Familienväter per Bildschirm in den Schoß der heiligen Idylle zurückzwingt. Nein, jetzt nutzt der die Macht des Fernsehens auch, um meine Erbmillionen zu finden. „Kennen Sie Ruth Hoffmann?“ fragt er eindringlich. 150.000 DM hinterließ die kinderlose Kindergärtnerin aus Hamburg, die 1950 mit einem Persil-Koffer das Land verließ, um in Amerika ihr Glück zu suchen. Bald schon könnte das Geld mir gehören: Ich müßte nur irgendwie mit ihr blutsverwandt sein.
Die Einspielschicksale von „Erben gesucht“ sind so spannend wie die Reality- Shows „Aktenzeichen XY“ oder „Bitte melde Dich!“. Sie haben nur einen Vorteil: die Geschichten drücken nicht so aufs Gemüt. Hier wird niemand gemeuchelt oder geschändet, muß niemand vor seinem eigenen Schicksal davonrennen, sich im Zug verpassen oder einfach vermissen. Nein, hier werden Menschen gezeigt, die ihr Glück gemacht haben, und es mir nun posthum weiterreichen wollen. So schön also kann Fernsehen sein. Bitte, Jörg Wontorra, such doch in der nächsten Folge mich! klab
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen