Wirklich Meister ?

■ Handballer desTHW Kiel stehen vor dem Titelgewinn

Die Vorfreude auf die Krönung zum Deutschen Handballmeister zwang Magnus Wislander vom THW Kiel am Donnerstag abend kurzfristig auf die Knie. Der 30jährige Kopf und Kapitän der Kieler genoß den Augenblick nach dem 19:19 beim TV Niederwürzbach „wie meine erste Meisterschaft in Schweden mit Redbergslid oder den Weltmeisterschaftstriumph 1990 in Prag.“

„Magnus der Große“ machte sich vor Überwältigung ganz klein. „Ich war erschöpft und einfach ganz glücklich. Wenn wir noch eines von den restlichen vier Spielen gewinnen, ist es wohl eher unwahrscheinlich, daß wir nicht den Titel holen.“ Der 30jährige Schwede war einmal mehr der Kopf in Angriff und Abwehr, der in der Bundesliga keine Konkurrenz auf dem Posten des Mittelspielers hat. „Es wäre das Größte, wenn ich auch noch Deutscher Meister werden würde“, sagt Wislander in aller Bescheidenheit. „Wir haben dafür in sieben bis acht Trainingseinheiten pro Woche unter Trainer Serdarusic gearbeitet. Er hat unheimlich viel Ahnung vom Handball und kann uns entscheidend motivieren.“

Was soll den THW nach der 31jährigen Jagd auf den dritten Titel nach 1963 noch aufhalten? Auf vier Punkte ist der Vorsprung des Bundesligaspitzenreiters nach dem Remis auf den Tabellenzweiten Hameln angewachsen. Vier Spiele stehen noch aus, drei davon in der stets mit 7.000 Zuschauern ausverkauften Ostseehalle gegen die Abstiegskandidaten Schutterwald und Rheinhausen sowie gegen den VfL Bad Schwartau. Die beste Abwehr der Liga sowie die Heim (27:1) –und Auswärtsbilanz (16:16 Punkte) im Rücken machen Kiel zum Meister.

„Wenn wir es jetzt nicht schaffen, klappt es wohl nie mehr.“ Keiner wünscht sich den Titel sehnlicher als Kiels Obmannn Heinz Jacobsen, der 1980 beim THW anheuerte und zum Saisonende den Managerjob in die Hände von Uwe Schwenker übergibt, der nach seiner Nationalteam-Karriere die finanziellen Fäden an der Förde zieht. Selbst der übervorsichtige Coach Zvonimir Serdarusic verdrängte seine Zweifel: „Es war kein Spitzenspiel, aber ich bin zufrieden, wenn das Remis reicht.“ Auch Bundestrainer Arno Ehret fühlte sich in seiner Prognose bestätigt: „Ich bewundere das Team, weil es nie aufgibt, nie die Nerven verliert und dabei effizient wie kein anderer Bundesligist geduldig ohne große Schwankungen in der Konstanz die Saison erfolgreich zuende spielt.“

Der Punktgewinn gegen Niederwürzbach löste bei den Norddeutschen eine Euphorie aus, die sich am 20. April nach dem Derby gegen Bad Schwartau in einer „Schwarz-Weißen Nacht“ an der Förde entladen soll. Krieter: „Den Punkt brauchten wir, um uns auch moralisch den letzten Kick zu geben. Jetzt werden wir wirklich Deutscher Meister.“ dpa