: New-Age-Spinner und Tschernobyl
München (taz) – Tröstliches zum Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl weiß die Esoterik zu künden. Helga Kahnert, Prophetin der „Uranus-Schule des Neuen Bewußtseins“: „Jeder Evolutionsschritt der Erde ist begleitet von einer schrittweisen Freisetzung atomarer Energie und einem langsamen Sichgewöhnen aller überlebensfähigen Lebewesen an diese erhöhte Frequenz.“ Ähnlich Sir George Trevelyan, Gründer des schottischen New-Age-Zentrums Findhorn, nach einem nuklearen Holocaust könne „die Erde in neuer Schönheit entstehen, und Menschenseelen könnten wieder hinabsteigen und fruchtbar sein und sich mehren“. Auch Sekten-Gurus wie Baghwan-Osho- Rajneesh oder Sang Myung Moon können Tschernobyl Positives abgewinnen: Die Radiaktivität sei nötig für den „Quantensprung des Bewußtseins“. Der Münchner Star-Esoteriker Erhard Freitag bedauert, daß es nicht viel mehr Tote in Tschernobyl gegeben hat: „Leiden schafft Erleuchtung. Ich hätte gerne gehabt, wenn es eine Million Tote gegeben hätte.“ Für Swami Divianand von Universal Religion „treffen Verstrahlung, Leukämie, Tod nur Menschen, denen es aufgrund ihrer früheren Lebensläufe bestimmt ist, so zu sterben“. Und Chris Griscom, Superstar der New- Age-Esoterik (gerade auf Europa- Tournee): „Alles hat sein Gutes: Je mehr unsere Körper strahlen, z.B. durch Radioaktivität, die den Kernkraftwerken entweicht, desto mehr wird unsere Fähigkeit erhöht, Ufos wahrzunehmen.“ Colin Goldner
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