piwik no script img

Eine neue Verpackung fürs Design

■ Klaus Berthold, neuer Leiter des Design Zentrums, will Bremens Unternehmen in Form bringen

Besser, klüger, schöner sollen die Produkte aus Bremer Landen werden – vor allem aber sollen sie sich besser verkaufen. „Designförderung im Sinne von Wirtschaftsförderung“ will der künftige Leiter des Bremer Design Zentrums, Klaus Berthold, daher ab Mai betreiben. Damit liegt er ganz auf der Linie des Wirtschaftssenators. Die dort ansässige Designförderung geht gerade in ihre zweite Runde. Zwischen 1994 und –98 will man einen „vermehrten strategischen Einsatz von Designkonzepten in Unternehmen“ ankurbeln, wie Berthold auf seiner ersten Pressekonferenz erklärte: Mit kostenlosen Beratungsstunden, Geld für Designprojekte und der Vermittlung kompetenter Gestalter will man v.a. den mittelständischen Unternehmen Entwicklungshilfe in Sachen Design geben.

Das klingt alles wie gehabt; und wirklich sind die neuen Vorhaben sämtlich schon während der ersten Förderphase seit 1990 ausprobiert worden. Mit durchwachsenem Erfolg: 22 Designprojekte in Bremer Firmen wurden seither gefördert; aber nur sieben Absolventen eines Fortbildungslehrgangs im Designlabor Bremerhaven arbeiten heute als Designer in der Region. Und die Innoventa, die als Designmesse bzw. -kongreß den Ruhm Bremens mehren sollte, mußte eingedampft werden: Die Hauptveranstaltung 1993 wurde sang- und klanglos abgesagt, mangels Engagement der Bremer Wirtschaft. Genau das soll unter Bertholds Leitungs besser werden.

Berthold nämlich gibt sich als „schlichter Kaufmann mit Verständnis für Design“. Als ehemaliger Berater der Bremer Silberschmiede Koch & Bergfeld sowie dem Besteckhersteller Wilkens/BSF verfügt er über die notwendigen Kontakte zu den heimischen Unternehmen. Die hatten dem bisherigen Innoventa-Kopf Bachinger, der v.a. von Frankfurt aus operierte, nach Ansicht des Wirtschaftsressorts gefehlt. Nun soll Berthold seine Beziehungen spielen lassen; die Organisation übernimmt die neue Messe GmbH. 1996 wollen beide Seiten die Innoventa-Veranstaltung endgültig durchziehen - über mögliche Themen weiß Berthold noch nichts Genaues zu sagen.

Auf kurzem Wege soll Berthold dann auch für die Designförderung des Wirtschaftsressorts werben. Der neue Leiter soll „die wesentlichen Firmen Bremens direkt ansprechen“, so stellt es sich Senator Claus Jäger vor. Vor allem kleinen und mittleren Betrieben möge die kostenlose Beratung verschärft angedient werden, um deren Erscheinungsbild – wie das ihrer Produkte – zu bessern und so den Verkauf anzukurbeln: „Wir begreifen Förderung im Sinne einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit.“ Design ist für ihn „nicht ein Feld der Kultur, auf dem wir uns bloß ausnahmsweise tummeln“.

Aber die Unternehmen lassen sich bitten. Dabei sind die Angebote, die das Design Zentrum vermittelt, recht vielgestaltig. Unter dem Stichwort „Projektförderung“ können z.B. die Entwicklung neuer Produkte, Verpackungen oder des Firmenimages selbst mit bis zu 40.000 Mark unterstützt werden. Wie zum Beispiel die Gestaltung einer recyclefähigen Verpackung für Werkzeuge, mit der eine kleine Bremer Firma erfolgreich auf dem Markt landete. Berthold möchte trotz angespannter Haushaltslage mehr Projekte dieser Art fördern. Im Wirtschaftsressort will man keine Obergrenze nennen; aber „mehr als 15 bis 20 Projekte pro Jahr sind gar nicht zu leisten“, heißt es im zuständigen Referat. Und Jäger sagt: „Das Entscheidende ist für uns, daß da ein überzeugendes Projekt vorgestellt wird“ – am Kleingeld soll's dann schon nicht mangeln.

Daß das Ressort bisher nicht mit Projektanträgen überrannt wurde, liegt allerdings nicht allein am mangelnden Bekanntheitsgrad der Designförderung. Es fehlt auch an der Kompetenz im Lande. Um den Unternehmen „Design-Assistenten“ vermitteln zu können – auch das wird mit bis zu 24.000 Mark pro Nase gefördert – müssen erstmal geeignete Gestalter vorhanden sein. Ausgerechnet das Fach „Produkt-Design“ wird an den Bremer Hochschule nicht gelehrt. Nun sollen auswärtige Stipendiaten am Design-Labor Bremerhaven entsprechend ausgebildet werden, und möglichst in der Region angesiedelt werden. Damit der gewünschte „Wissens-Transfer“ auch funktioniert, firmieren das Design-Labor und das Bremer Design-Zentrum ab sofort unter dem Dach eines gemeinsamen Trägers: der „Bremer Design GmbH“; ihr Kopf: Klaus Berthold, der Sachwalter der kurzen Wege.

Aber nicht nur neue Designer braucht das Land. Eines von Bertholds erklärten Lieblingskindern ist der Aufbau eines Studiengangs in Bremen, in dem die Tugenden des Gestalters und des Verkäufers sich verbinden: Der „Design-Manager“ soll den Mittelstand ins bessere Zeiten geleiten. tom

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen