: Menschenhandel in Kiel?
■ Neun Menschen aus Container befreit
Neun Ausländer sind am Donnerstag nachmittag im Kieler Ostuferhafen schwer erschöpft in einem Lkw-Auflieger entdeckt worden. Der Trailer war an Bord der Ostseefähre „Mercury“ aus dem lettischen Hafen Riga nach Kiel gekommen und sollte in die niederländische Stadt Odenzaal gebracht werden.
Der holländische Fahrer, der den Lkw abholen sollte, hatte die „blinden Passagiere“ im Stauraum entdeckt, als er die Holzladung überprüfte. „Die Leute waren in einem schlechten Zustand und nicht ansprechbar“, sagte Fahrer Jan Luttikhuis, der sofort den Zoll verständigt hatte.
Die Männer hatten offenbar nur ein paar Schokoriegel und wenig Getränke dabei. Die Sonne hatte den Auflieger auf dem Hafengelände am Nachmittag zusätzlich aufgeheizt. Die schnell alarmierte Feuerwehr hatte die Leute gleich an Ort und Stelle behandelt und mit Flüssigkeit versorgt. Eine Überfahrt von Riga nach Kiel dauert normalerweise zwischen anderthalb und zwei Tagen.
Ob die Männer durch Schlepperbanden in die Bundesrepublik geschmuggelt wurden oder von sich aus hereingeklettert waren, konnte die Polizei noch nicht beurteilen. Die Plastikplane des Aufliegers wies zumindest einen großen Riß auf. Die Nationalität konnten die Beamten ebenfalls noch nicht ermitteln. Die Männer führten keine Papiere mit sich und waren nicht vernehmungsfähig. Die Polizei vermutet, daß es sich um Iraker oder Iraner handelt. Sie wurden zur Behandlung in Kieler Krankenhäuser gebracht.
Die Polizei hält es für möglich, daß sich noch mehr Personen in weiteren Trailern befunden haben könnten. Am Nachmittag wurden noch weitere der aus Riga angekommenen Container durchsucht. Die Kieler Staatsanwaltschaft kündigte Ermittlungen an. lno
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