: Mit dem Po zur Wand in der Krefelder Grotenburg
■ St. Pauli gegen Uerdingen: Heute abend steigt das erste von fünf Endspielen um den Aufstieg in das Fußball-Oberhaus
Nur noch 450 Spielminuten trennen den FC St. Pauli von der 1. Fußball-Bundesliga. Von den Traumduellen Papin gegen Schlindwein oder Chapuisat gegen Fröhling, von Bier-Ergüssen auf den Nadelstreifen-Anzug von Giovanni Trapattoni und Verbrüderungsszenen mit dem MSV Duisburg. Doch diese fünf Spiele haben es in sich. Nach den beiden Pleiten gegen Wuppertal und Jena steht St. Pauli „mit dem Po zur Wand“ und „darf die Schlappen nicht hängen lassen“, wie sich der ehemalige HSV-Trainer Egon Coordes ausdrückte.
Der kalte Wind in Jena, der Eichkorns Mannen nicht nur sportlich entgegenblies, hat Spuren hinterlassen. Marcus Marin mußte am vergangenen Freitag fast eine Stunde lang um seine Doping-Probe kämpfen - und es ist nicht auszuschließen, daß er sich dabei die Anfänge seiner Magen-Darm-Grippe einhandelte. „Doc“ Benckendorff sagte zumindest: „An einen Einsatz in Uerdingen ist nicht zu denken, Marcus ist zu sehr geschwächt.“
Eine neue Chance für Martin Driller, sich mal wieder als Torschütze zu profilieren. Der Stürmer, der bislang mit neun Treffern interner Torschützenkönig ist, machte seinem Unmut über die beiden letzten Niederlagen unter der Woche Luft. „Aussprache“, heißt es in St. Pauli-Kreisen, wenn Seppo Eichkorn sagt: „Das lasse ich mir nicht mehr gefallen“. Schlindwein und Driller fordern: „Wir müssen wieder mehr kämpfen.
Mal sehen, was diese tiefgreifende Diskussion, die am Dienstagmorgen vor dem Training auf dem feuchten Rasen (da war Marin noch dabei...) stattgefunden hat, gebracht hat. „Ein echtes Endspiel“ sei die Begegnung mit Uerdingen heute abend, meint Seppo Eichkorn.
Jeder weiß, welch ein „heißes Pflaster“ die Grotenburg in Krefeld ist. Die Fans stehen „wie ein Mann“ (wörtlich?) hinter der Mannschaft, und Zuschauerausschreitungen kommen in regelmäßigen Abständen - alle 20 Jahre - vor. Vielleicht wird ja diesmal statt mit Trockeneis (wie gegen Bochum, was zum Wiederholungsspiel am 31. Mai führte) mit Eiswürfeln geworfen. Also Vorsicht, Andy Reinke..
Eine Niederlage gegen die Rheinländer, und der ganze, schöne Vorsprung wäre dahin. Auf das Torverhältnis kann der „AC Mailand für Arme“ sowieso nicht bauen. Dann würden auch die Vertragsverhandlungen der letzten Wochen hinfällig. Denn die Kontrakte, die Manager Jürgen Wahling abschloß, gelten nur für die Bundesliga. Und die Neuen wie Perry Bräutigam (Jena) oder Hendrik Herzog (Schalke 04) würden natürlich auch nicht kommen.
Also: Für St. Pauli steht das vielleicht wichtigste Spiel der Saison an. Gegen den Bundesliga-Absteiger (gegen den es übrigens den höchsten Sieg der Bundesliga-Geschichte für St. Pauli gab, das 5:1 am 17. Juni 1989) muß ein Punkt her. Denn gegen Fortuna Köln (H), Hertha BSC (A), Waldhof Mannheim (H) und VfL Wolfsburg (A) wird des bestimmt keine 8:0 Punkte geben...
Nobby Siegmann
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