: „Die ganze Partei ist undemokratisch“
■ Interview mit Martina Rosenberger, Ex-Bundesschriftführerin der „Republikaner“
Letzte Woche trat Martina Rosenberger (31) als Bundesschriftführerin und Präsidiumsmitglied der rechtsextremen Partei „Die Republikaner“ zurück. Ihren Schritt begründete sie damit, die Partei habe sich zunehmend „zu einer rechtsradikalen Partei entwickelt“.
taz: Sie waren sieben Jahre in der Partei. Haben Sie vorher nie bemerkt, daß sie einer rechtsradikalen Partei angehörten?
Martina Rosenberger: Nein. Als ich beigetreten bin, war das noch eine rechtskonservative Partei. Im Laufe der Zeit wurde sie dann immer radikaler. Ich habe stets dafür gekämpft, daß bestimmte Leute aus der Partei ausgeschlossen werden. Es ist mir aber nie gelungen. Leute wie der stellvertretende bayerische Landesvorsitzende Wallner beispielsweise durften weiter rechtsextreme Pamphlete verbreiten, ohne daß die Partei reagiert hat. Außerdem ist die ganze Partei undemokratisch. Kritik an Franz Schönhuber gilt als parteischädigendes Verhalten.
Sie haben die letzten zwei Jahre im Präsidium der Partei gewirkt. Konnten Sie nicht gegensteuern?
Ich habe immer Kritik geübt. Schönhuber hat dann mit mir monatelang nicht mehr gesprochen.
Was hatten Sie sich zu Anfang von den Reps versprochen?
Ich hatte geglaubt, eine rechtskonservative Partei könnte nach dem Ableben von Strauß Fuß fassen. Das war leider nicht möglich.
Haben Sie bereits eine andere Partei im Blick?
Nein, ich ziehe mich erst einmal zurück. Ich bin keine Opportunistin. Ich weiß nicht einmal, ob ich bei den Europawahlen meine Stimme abgebe. Ich bin es nur meinen Wählern schuldig, die Wahrheit über die Partei zu sagen. Immerhin habe ich bei der letzten Europawahl in meinem Kreis 14,9 Prozent der Stimmen erhalten.
Die „Republikaner“ werfen Ihnen vor, sie hätten das Handtuch geworfen, weil sie bei einigen Nominierungen durchgefallen sind.
Mein Austritt ist nur die Spitze eines Eisbergs. Ich wollte mich zurückziehen, doch Parteifreunde hatten mich gedrängt, noch einen Versuch zu wagen. Nach dem Motto: Entweder wir Idealisten setzen uns gemeinsam durch und räumen in der Partei auf, oder wir ziehen uns zurück. Ich habe gemerkt, daß wir uns nicht mehr durchsetzen können und meine Konsequenzen gezogen. Das werden noch mehr tun.
Wen würden Sie alles zur rechtsradikalen Gruppe der Reps zählen?
Den gesamten bayerischen Landesvorstand um den Vorsitzenden Hüttl, seinen Stellvertreter Wallner und den Nürnberger Stadtrat Fischer, das sind die Extremisten. Dann Uwe Goller, der Landesvorsitzende von Nordrhein-Westfalen und der Schönhuber-Stellvertreter Alexander Haussmann.
Sie waren eine Zeitlang in Sachsen aktiv. In Sachsen-Anhalt waren sie kommissarische Landesvorsitzende. Welche Erfahrungen haben sie dort gemacht?
Als ich in Sachsen-Anhalt den Landesvorsitz übernahm, habe ich eine Gruppe von ziemlich verstörten Menschen kennengelernt. Ich habe ihnen alles Organisatorische beigebracht, habe ihnen gezeigt, was echte Demokratie heißt. Schließlich hatte ich einen richtig schönen Landesvorstand mit Gemeinschaftssinn. Dann kam Rudolf Krause von der CDU zu den „Republikanern“. Schönhuber forderte damals massiv, Krause müsse Landesvorstand werden. Ich sagte mir, vielleicht ist Krause der richtige Mann. Im nachhinein muß ich feststellen, daß dies ein ganz großer Fehler war. Krause ist einer der größten Rechtsextremisten, die ich je in meinem Leben kennengelernt habe.
Haben die Reps in den neuen Ländern eine Chance?
Überhaupt keine. Ich bekomme oft Anrufe beispielsweise aus Sachsen-Anhalt. Die Mitglieder kommen mit Krause einfach nicht zurecht. Mit seiner diktatorischen Art verängstigt er seine eigenen Parteifreunde und setzt sie psychisch unter Druck. Auch bundesweit gebe ich den „Republikanern“ keine Chance mehr. Interview: Bernd Siegler
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