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Angeblich ohne Moralinsäure

■ Beim Dreh für die neue RB-Serie „Die Gerichtsreporterin“

Wer in den nächsten Wochen in Bremerhavens Rotlichtmilieu und rund um Bremens Polizeiwache, Landgericht, Markt und Bahnhof auf ein TV-Team stößt, kann fast sicher sein: Das sind Dreharbeiten für die neue ARD-Serie „Die Gerichtsreporterin“, die demnächst jeden Dienstag nach der Tagesschau über den Schirm flimmert. In dem 13-Teiler dreht sich alles um Gerichtsreporterin Claudia Bender, gespielt von Gerit Kling. Bei der soll es sich laut Pressemappe um eine jener Superreporterinnen handeln, bei denen sich Schönheit und Engagement vereinen. Kurz: um eine vitale Journalistin, die in Gerichtssälen zu Hause ist und „ohne moralinsauren Beigeschmack“ Justizirrtümer aufdeckt.

„Bitte absolute Ruhe! Drinnen wird gerade ein O-Ton aufgenommen.“ Produktionsassi Klaus Threbel setzte am Samstag im Landgericht alles daran, die JournalistInnen vom Sitzungssaal 253 der Strafkammer fernzuhalten. Betont leise raunt Threbel den Fotografen Infos zu: Hauptdarstellerin Kling, ein neues Fernsehgesicht, dürfe nicht geblitzt werden. Die habe mit ihren 29 Jahren schon allerhand Starallüren, sei aber textlich enorm gut drauf. Und Regisseur Hartmut Griesmayr? „Das ist der mit den silbergrauen Haaren und den gefärbten Augenbrauen.“

Weiter verrät er, daß die Koproduktion zwischen Radio Bremen, Norddeutschem und Saarländischem Rundfunk gerechterweise an allen drei Orten der Sendeanstalten abgedreht wird. Zu 60 Prozent in Saarbrücken. Da lebt Tante Jutta (Louise Martini), die einem Heiratsschwindler (Walter Giller) auf den Leim gegangen ist. Der Rest in Hamburg, wo Claudia Benders Freund (Siemen Rühaak) wohnt. Und schließlich die wichtigsten Handlungsstränge in Bremen. Schließlich ist die Hauptdarstellerin im Film beim „Bremer Kurier“, ein fiktiver Name – versteht sich, angestellt.

Endlich, nach einer halben Stunde Flüstern: Die Tür vom Gerichtssaal öffnet sich. „Ein paar Minuten Zeit für Pressefotos“, heißt es. Und da sitzt das Jungtalent mit Karojacket und professionellem Uschi-Glas-Lächeln und läßt unerwartet geduldig die Blitztortur über sich ergehen. Und zu ein paar Sätzen ist Gerit Kling auch bereit. Die Thüringerin hat neben kleinen Engagements in Kino und Fernsehen lange in Berlin, Brandenburg, Schwerin und Nürnberg Theater gespielt. „Das ist meine erste große Hauptrolle in einer Serie.“

Regisseur Griesmayr, bekannt durch etliche „Tatort“-Folgen und die ZDF-Krimiserie „Ein Fall für zwei“, zu seiner Zufallsentdeckung: „Ich hoffe, daß sie die Serie trägt.“ Das Drehbuch stuft der 49jährige als spannend und realistisch ein. Schließlich habe Autor Peter Zingler nach einem spektakulären Pelzraub bis 1985 selbst im Knast gesessen. Daß das Thema Journalismus im Fernsehen ein bißchen abgegrast sei, habe bei der Planung vor drei Jahren niemand ahnen können: „Journalisten, Ärzte, Pfarrer, Sozialarbeiter – man kann solche Wellen innerhalb des Fernsehens nicht vermeiden“, sagt Griesmayr. Und weg ist er.

Sabine Komm

Die 13teilige Serie startet am Dienstag, 23. August, um 20.15 Uhr im Ersten Deutschen Fernsehen. Jede Folge dauert 48 Minuten.

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