: Leider ohne fliegende Schweine
■ Neu im Kino: Sara Drivers Geschichte aus dem Dies- und Jenseits „When Pigs Fly“ ist eher was für Geister
Zwei Geister erschrecken die Lebenden. Die Guten kommen drüber hinweg und lieben sich danach umso mehr, während den Bösen selbstverständlich das finale Buh ereilt. Das war's auch schon – mehr gibt's nicht in diesem Film. Vielleicht haben sich Regisseurin Sara Driver und Drehbuchschreiber Ray Dobbins noch etwas anderes dabei gedacht. Der Verdacht drängt sich auf, daß er witzig, originell, ja poetisch wirken soll, aber jede Szene wird von einer so umfassenden Drögheit beherrscht, daß man nach zehn Minuten sehnsüchtig auf die fliegenden Schweine wartet (die natürlich nie kommen).
Irgendwas ist bei diesem Film ganz fürchterlich schiefgelaufen. Und daß der wunderbare Kameramann Robby Müller dieses Debakel in makellos, schönen Bildern zeigt, macht alles nur noch schlimmer. Sara Driver hat die ersten Filme von Jim Jarmusch produziert, und jetzt haben die beiden mal die Rollen getauscht: Jarmusch produzierte und Sara Driver entpuppte sich als seine Epigone. „When Pigs Fly“ hat die gleiche minimalistische Machart wie Jarmuschs Filme. Die langen Kamerafahrten durch triste Stadtlandschaften, die betont cool wirkenden Schauspieler und die Zelebration der Langweile – das ist Jarmuschs Stil pur aber mehr auch nicht. Ohne Jarmuschs absurden Witz ist diese Mischung wirklich nur langweilig. Sara Driver ist eine Schülerin, die sich furchtbar bemüht, alles so wie der Lehrer zu machen, so daß man letztlich kaum mehr spürt als diese verkniffene Anstrengung.
Und dann sind da noch die special effects. Immer wieder die gleichen Doppelbelichtungen mit schemenhaften Geistern und ihren erschrocken kuckenden Opfern und alle zehn Minuten eine Traumsequenz mit Flügen auf der Blue Screen oder bunten Strudeln auf der Leinwand. Schade ist es um Marianne Faithful (Geist) und Seymour Cassel (Spukopfer), die so gut spielen, daß sie einen besseren Film verdient hätten. Alle anderen Mitwirkenden werden locker vom Schäferhund Tarzan an die Wand gespielt. Während sein Herrchen zu Jazzmusik mit dem Fuß wippt, wackelt er genau im Takt mit den Ohren. Eindeutig der Höhepunkt des Films. Wilfried Hippen
Schauburg tägl. 23.15 Uhr
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen