: Dallas im südamerkanischen Dschungel
■ Deutsche StudentInnen sollen sich für US-Ölkonzern durch den Urwald sprengen
Das Vorbereitungstreffen im März fand in aller Stille in privaten Räumen statt. Der Videofilm, den Professor Jannis Makris einigen StudentInnen vorführte, kam anschließend wieder unter Verschluß. „Solche Bilder sollten nicht in die Hände von Umweltschützern geraten“, wurden die AugenzeugInnen von Makris ermahnt.
Das Video dokumentiert eine von dem Professor vor wenigen Jahren initiierte Ölsuche im Regenwald von Guyana, Südamerika. Anhand der Aufnahmen erläuterte Makris den anwesenden StudentInnen, wie das Aufspüren des Öls im Regenwald funktioniert: Geophysiker sprengen sich durch den Dschungel und erkennen anhand seismischer Schwingungen mögliche Lagerstätten.
„Die Videobilder zeigten große Krater, der Boden war aufgewühlt“, berichtet ein Student. Bei Wassersprengungen seien riesige Fontänen in die Luft geschossen. „Man konnte sich gut vorstellen, was mit den Fischen und Reptilien passiert ist.“ Ölsuche im Auftrag der Industrie. Eingefädelt von Makris, einem aus Steuergeldern bezahlten Professor.
Makris ist geschäftsführender Direktor am Institut für Geophysik der Hamburger Universität. Das Treffen im März hat eine Sprengexkursion in der Region Madre de Dios im Süden Perus vorbereitet. Von Juni bis Spätsommer sollen dort mindestens 20 StudentInnen, die meisten aus Hamburg, auf Ölsuche gehen. Nach bisherigen Planungen müßten sie auf 500 Kilometer in den Regenwald geschlagenen Wegen Sprengungen durchführen. „Um die Schneisen und Camps anzulegen, werden Zehntausende Hektar Wald vernichtet“, berichten StudentInnen.
Beim Vorbereitungstreff im März erfuhren sie noch mehr: Finanzier der Auftragsforschung ist die Mobil Oil, drittgrößter Mineralölkonzern der Welt. Die Leitung vor Ort soll ein Mitarbeiter von Makris übernehmen, der Geophysiker Dr. Knut Lange.
Der ließ die Katze aus dem Sack. Was denn geschähe, wenn tatsächlich Öl gefunden wird, wollte ein Student wissen. Antwort Langes: „Dann wird der Regenwald plattgemacht.“ Dallas im Dschungel. Daß Mobil Oil, 1866 ausgerechnet von einem M.P. Ewing mitgegründet, den Wald schonender behandelt als die Konkurrenz, ist unwahrscheinlich.
Im Nachbarland Ecuador bohrt der französische Ölmulti Elf Aquitaine im Urwald nach Öl. „Sie kippen Rohöl auf die Straßen, damit sie nicht stauben“, berichtet Susanne Breitkopf. Die Mitarbeiterin vom Hamburger Verein „Rettet den Regenwald“ war im Frühjahr drei Monate in den Fördergebieten Ecuadors. „Die Flüsse schimmern schwarz, weil Öl und Abwässer direkt eingeleitet werden“, erzählt Breitkopf. „Es war ein Alptraum. Wir waren in Amazonien, und es gab kein sauberes Wasser.“ Große Flächen Regenwald seien den Bohrtürmen, Pipelines und Straßen zum Opfer gefallen.
Der Professor befürchtet jetzt solch kritische Beurteilungen auch für das Vorhaben in Peru – und bestreitet jede Beteiligung an der Exkursion. Makris selbst sei ausgestiegen, erklärt Knut Lange. „Die Sache wird von der Hamburger Firma Geopro GmbH abgewickelt.“ Die ist erst kürzlich gegründet worden. Der Geschäftsführer heißt Dr. Frank Egloff, ein Zögling von Professor Makris. Werner Paczian
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