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Gericht macht Exxon für Ölpest verantwortlich

■ Alaskas Fischer können Schaden einklagen

Anchorage (AP/AFP/dpa) – Mit einem Freudentanz haben Alaskas Fischer das Urteil gegen den US-Ölmulti Exxon aufgenommen, der jetzt für die Folgen der schweren Tankerkatastrophe von 1989 im Prinz-William-Sund haften muß. Ein Gericht in Anchorage hat am Montag den Konzern sowie den Kapitän des Schiffes „Exxon Valdes“ für die Ölpest verantwortlich gemacht. Der Ölkonzern habe das Unglück fahrlässig verursacht, stellte das Gericht nach viertägigen Beratungen fest. Damit ist der Weg für eine Entschädigung von mehr als 10.000 Fischern frei, die von der Ölgesellschaft zusammen 16,5 Milliarden Dollar fordern. Bei der schwersten Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA waren am 24. März 1989 etwa 45 Millionen Liter Öl ausgelaufen. Etwa 500.000 Vögel gingen durch die Ölpest zugrunde, die Küste wurde auf einer Länge von 2.400 Kilometern verseucht.

Als das Urteil verlesen wurde, sprangen Fischer im Gerichtssaal vor Freude auf. Ihrem Anwalt Brian O'Neill standen Tränen in den Augen: „Ein so großes Unternehmen wie Exxon Corporation glaubte, es brauche sich nicht um Gesetze zu kümmern.“ Die meisten der Geschädigten waren auf See; über Funk verbreitete sich die Nachricht aber schnell von Boot zu Boot.

Das Gericht gelangte zu dem Schluß, Kapitän Joseph Hazelwood habe damals fahrlässig gehandelt. Die Kläger hatten argumentiert, Exxon habe dessen Alkoholproblem durchaus gekannt, ihm aber dennoch das Kommando überlassen. Der Ölkonzern hatte dagegen stets von einem Unglück gesprochen, für das Hazelwood nicht verantwortlich sei. Der Kapitän wurde 1990 wegen Fahrlässigkeit verurteilt, jedoch vom Hauptvorwurf „Trunkenheit am Ruder“ freigesprochen.

Über die Höhe der Entschädigung wird in Zivilprozessen gesondert entschieden. Die Fischer machen geltend, daß vor allem ihre Lachsfänge deutlich zurückgegangen seien. Nach dem Urteil fiel der Aktienkurs von Exxon an der New Yorker Börse um 3 auf 59 Dollar.

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