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■ Ein Besuch beim Tierpräparator:„Was kostet die Meise“

Berlin-Schöneberg, Langenscheidtstraße 10. In einem Laden im Erdgeschoß bietet die Firma Fiebig „Naturwissenschaftlichen Bedarf“ an. Im Minipack-Programm 93/94“ finden wir Chemikalien wie Acetaldehyd und Zinksulfat, Planktonnetze, Wiesenkescher und Meßpipetten. Aber auch den Hinweis: Lebende Insekten für Zuchtzwecke abzugeben.

In einer Vitrine am Eingang sitzt auf einem Ästchen ein kleiner Vogel: Parus Caerules, zu deutsch: Blaumeise. Sieht etwas zerrupft aus. Wolfgang Müller sprach mit der Verkäuferin.

Wolfgang Müller: Guten Tag. Ich hätte gerne diese Meise. Was kostet sie?

Verkäuferin: Sind Sie von einer Schule oder einer anderen öffentlichen Institution?

Nein, wieso?

Dann können Sie diesen Vogel nicht kaufen!

Ach, sagen Sie bloß! Warum das denn nicht?

Weil das ein Singvogel ist. Der fällt unter das Artenschutzgesetz.

Aber dieser Vogel da ist längst tot.

Trotzdem. Die Abgabe ist nur als Lehrmittel gestattet.

Und wenn ich jetzt eine Privatschule aufmachen würde?

Dann können Sie ja wiederkommen.

Das ist mir zu umständlich.

Ich sehe da leider keine Möglichkeit.

Irgendeiner muß diese Meise getötet haben, um ein Lehrmittel daraus zu machen.

Das findet alles im Rahmen der geltenden Gesetze statt. Die Präparatoren verwenden vor allem gestorbene Tiere.

Haben Sie vielleicht schon mal eine tote Meise auf der Straße gefunden? Ich jedenfalls nicht. Die nehmen doch keine Blaumeisen, die an Altersschwäche gestorben sind.

Wenn Sie unbedingt so ein Meisenpräparat haben wollen, dann schauen Sie doch mal am Flohmarkt vorbei.

Wer weiß, wie die zu Tode gekommen ist... Nein, dann bastel' ich mir lieber eine aus Styropor und gefärbten Hühnerfedern.

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