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GSW klagt seit 1992 Sanierung ein

■ Demo gegen Asbest/PCB-Schule: „Wir wollen nicht ersticken“

Mit drei Sonderzügen der Strassenbahn und Atemschutzmasken kamen einige hundert SchülerInnen der Gesamtschule West (GSW) gestern zum Hause des Bildungssenators, um ihren Unmut über die schleppenden Sanierungsmaßnahmen des GSW-Gebäudes vor der dort tagenden Deputation zu demonstrieren. „Wir wollen nicht ersticken“, stand auf einem der handgemalten Transpartente. „Seit drei Jahren ist bekannt, daß in unserer Schule Schadstoffe (PCB und Asbest) in erheblichem Ausmaß verbaut sind“, heißt es in der Erklärung der Gesamtkonferenz und der SchülerInnen. Die älteren Teile des Schulkomplexes - Bauabschnitt I a und b - sind auch geschlossen, Unterricht findet in notdürftig umgebauten Fachräumen statt. SchülerInnen und Kollegium befürchten, daß durch das Gift-Image und durch das jahrelange Provisorium die Zahl der Anmeldungen zur Gesamtschule zurückgehen - „das könnte das Ende der GSW sein“.

Wenn nicht bald etwas passiert. Seit dem Juni 1992 hat die Schule die Zusage des Senators, daß ein Gutachten über die Sanierungsmöglichkeiten erstellt wird und daß dann etwas passiert - das Gutachten läßt auf sich warten, jetzt stehen im Haushaltsentwurf 1995 kein Bargeld für die GSW, sondern nur Verpflichtungsermächtigungen. „Mit großer Verwunderung und Verbitterung“ hat die GSW das zur Kenntnis genommen und wollte mit dem Protestzug gestern Klarheit erzwingen.

1995 fängt die Sanierung an, versprach SPD-Bildungssprecherin Brinkfriede Kahrs. Immerhin, aber zu wenig konkret, findet der Lehrer Klaus-Peter Ifland. Im Sommer 1995 müßte es losgehen, außerdem wüßte der seit Jahren in Sachen Asbest-Sanierung engagiete GSW-Lehrer gern, wie denn die Sanierung bewerkstelligt werden soll. Die Alternative „Abriß“ oder „Schritt-für-Schritt“ ist noch nicht entschieden. Da das GSW-Gebäude auf Beton-Stelzen gebaut ist, wäre ein Abriß der ersten Bauabschnitte aber kaum machbar.

Es geht nicht nur um Asbest und PCB: Derzeit funktioniert die Lüftungsanlage nicht, die zentral gesteuerte Heizung ist im Sommer zu warm und im Winter zu kalt, das Neonlicht - zentral gesteuert - brennt von morgens bis abends - und es stinkt. Erforderlich wäre eine weitreichende Sanierung, bei der nur die Stelzen und die Böden stehen bleiben, alle Wände aber rausgehackt werden: „Wir wollen am Ende ein Gebäude haben, in dem man auch Schule machen kann“, sagt Ifland.

Völlig offen ist, wohin die Schule umziehen soll, wenn für ein bis zwei Jahre das GSW-Gebäude in eine Großbaustelle verwandelt wird. Deswegen die GSW-Forderung: „Wir wollen bei einer Teilsanierung nicht auf einer Baustelle sitzen, sondern alle zusammen in andere Räume umziehen“. Sonst, so fürchten Lehrerkollegium wie SchülerInnen, gibt es am Ende der Sanierung des Gebäudes die GSW nicht mehr. K.W./ Foto: Wolff

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