: Arafat küßt Heimaterde
■ PLO-Chef wird im Gaza-Streifen umjubelt
Rafah/Gaza (AP/dpa) – Zehntausende Palästinenser haben am Freitag die Rückkehr von PLO-Chef Jassir Arafat in die Autonomiegebiete bejubelt. Der neue Präsident der palästinensischen Regierungsbehörde überschritt nach 27jährigem Exil bei Rafah zu Fuß die Grenze zum Gaza-Streifen. Unmittelbar nach dem Grenzübertritt küßte der Vorsitzende der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) den Boden. Dann trug ihn die begeisterte Menge davon. Der PLO-Chef grüßte seine Anhänger mit der zum Siegeszeichen emporgereckten Hand. Anschließend bestieg er eine Mercedes-Limousine. Auch den 35 Kilometer langen Weg nach Gaza-Stadt säumten Tausende von Menschen. In der mit einst verbotenen PLO-Flaggen geschmückten Stadt strömten die Menschen zusammen, um mit Sprechchören und Jubelrufen die Ankunft ihres Führers zu feiern. Der PLO-Vorsitzende war vom ägyptischen Staatspräsidenten Husni Mubarak zur Grenze geleitet worden. Auf Zwischenstation in Kairo erklärte Arafat: „Ich kehre jetzt in das erste freie palästinensische Land zurück. Sie müssen sich vorstellen, wie sehr mein Herz und meine Gefühle bewegt sind.“
In Gaza rief Arafat unter anderem: „Liebe Brüder, liebe kämpfenden Genossen, unsere Brüder in den Gefängnissen, ich rufe Euch an, unsere Lieben. Schwestern in den Gefängnissen und Kerkern, unsere Mütter und Frauen und Schwestern unserer Märtyrer, die im Kampf gestorben sind, ich rufe Euch alle!
Liebe Brüder, ich hoffe, daß wir uns alle an unsere Märtyrer erinnern. Hier sind wir an diesem Tag und treffen uns im kämpfenden Gaza, an diesem erinnerungsträchtigen Tag. Ich spreche zu all den Bürgern der Hauptstadt und den Bürgern, denen (Hamas-Führer) Scheich Ahmad Yassin vorsteht. Ich sage ihm: Hab Vertrauen ... Und wir werden niemals unseren Kampf beenden, solange wir nicht Scheich Ahmed Yassin hier auf diesem Platz sehen. ...
Die nationale Einheit ist der Schild auf unserem Marsch, ist der Schild unseres Volkes. Deshalb rufe ich auf zu Einheit, Einheit, Einheit!
Liebe Brüder, liebe Schwestern (...) wir schauen von hier zur Moschee von Hebron und wir schauen nach Bethlehem und allen anderen Städten in der West-Bank. Und nachdem wir nach Hebron gegangen sind, werden wir nach Jerusalem gehen. Ja, wir haben unseren Märtyrern versprochen, daß wir in Jerusalem für ihre Seelen beten werden ... Und hier, während ich vor Euch stehe, möchte ich den jungen Leuten und den Kindern danken und gratulieren, den Kindern, die die Revolution der Steine geführt haben. Hier, aus dem palästinensischen Gazastreifen, möchte ich unsere unnachgiebige Revolution grüßen und alle die daran beteiligt waren. Wenn wir über den arabischen Kampf sprechen, dann möchte ich jenen Brüdern aus den Golfstaaten danken, die uns geholfen haben und auch unseren Brüdern in Jordanien ...
Wir sind eine Gruppe freier Menschen, die ihr eigenes Land aufbauen werden. Ja, es wird die Nation der freien Menschen sein ... Die Gläubigen werden die Sieger sein. Wir werden die Sieger auf diesem Land sein.“ Seiten 8 und 10
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