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„Noch keine Wende am Arbeitsmarkt“

Ende Juni zählte die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit knapp 71.000 Erwerbslose weniger als im Mai / Langzeitarbeitslose und Frauen bleiben die VerliererInnen auf dem Arbeitsmarkt  ■ Von Bernd Siegler

Nürnberg (taz) – Ende Juni waren in ganz Deutschland 3.594.600 Menschen arbeitslos. Damit ist die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat um 70.900 zurückgegangen. Im Vergleich zum Juni letzten Jahres bedeutet dies aber noch immer ein sattes Plus von 328.700 Erwerbslosen. Von einer „Wende am Arbeitsmarkt“ wollte Klaus Leven, Vizepräsident der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit (BA), deshalb noch nicht sprechen. Er kommentierte die Zahlen mit den in solchen Fällen üblichen Floskeln: In den alten Bundesländern mache sich „das Ende der Rezession bemerkbar“, in den neuen Ländern scheine „die Talsohle am Arbeitsmarkt überwunden zu sein“.

In den alten Bundesländern waren Ende Juni bei den Arbeitsämtern 2.477.832 Menschen arbeitslos gemeldet, 311.600 mehr als vor einem Jahr, aber 28.100 weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote beträgt derzeit 8 Prozent. An den Problemgruppen läuft diese Entwicklung jedoch weitgehend vorbei. Nahezu jeder dritte Arbeitslose zählt inzwischen zu den Langzeitarbeitslosen.

Zum ersten Mal seit Herbst 1991 kann die BA einen Rückgang der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen vermelden – um 3.000. Aber auch die Beschäftigung hat abgenommen. Mit 28,51 Millionen gab es eine halbe Million weniger Erwerbstätige als im Vorjahr. Leven, der den in Bonn weilenden BA-Chef Bernhard Jagoda vertrat, nannte denn auch die Beschäftigung die „Schwachstelle“ des Arbeitsmarkts.

In den neuen Bundesländern zählte die Arbeitsverwaltung 1.116.758 Arbeitslose, 42.800 weniger als im Vormonat. Dementsprechend sank die Arbeitslosenquote von 15,4 auf 14,8 Prozent. „Es regt sich was am Arbeitsmarkt Ost“, freute sich der BA-Vizepräsident. Obwohl gegenüber dem Vorjahr die entlastende Wirkung durch arbeitsmarktpolitische Instrumente wie Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen um 350.000 abgenommen habe, lägen die Arbeitslosenzahlen nur mehr um 17.100 über dem Vorjahresniveau. Abseits von diesem Trend stehen nach wie vor die Frauen. Deren Arbeitslosenquote beträgt nun 21,3 Prozent.

Ein besonderes Augenmerk richtet die BA derzeit auf die Lehrstellensituation. Hier sieht es im Osten teilweise dramatisch aus. In Rostock, Magdeburg oder Ostberlin stehen fünf bis sieben Bewerber einem noch unbesetzten Ausbildungsplatz gegenüber. Leven forderte eine sofortige Umsetzung des im Bundeskabinett beschlossenen Ost-Lehrstellenprogramms.

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