: Kampf zwischen Walschützern und Walfängern
■ Greenpeace-Schiff von Norwegern beschlagnahmt, Besatzung festgenommen
Oslo (taz) – Gestern früh eskortierte die norwegische Küstenwache das Greenpeace-Schiff „Sirius“ in den südnorwegischen Hafen Egersund, nachdem sie es am Sonntag abend aufgebracht hatte. Die 29 in der Anti-Walfang-Kampagne engagierten UmweltaktivistInnen wurden vorübergehend festgenommen, weil sie versucht hatten, das Walfangschiff „Senet“ bei der Jagd auf einen Minkwal zu stören. Kapitän Ron van der Horst und der Kieler Meeresbiologe Stefan Flothmann, der die Kampagne leitet, wurden bei Redaktionsschluß noch verhört.
Greenpeace wirft der Küstenwache vor, vor Aufbringung des Schiffes mehrere ungesetzliche Aktionen veranstaltet zu haben. Zwei norwegische Küstenwachschiffe hätten in internationalen Gewässern mehr als eine Stunde lang versucht, die Schiffsschraube der „Sirius“ mit Seilen, Drähten und einem Netz zu stoppen. Ein Wachschiff sei in der unruhigen See absichtlich mit der Schiff der UmweltschützerInnen kollidiert und habe dadurch den Kapitän zum Abbruch der Aktion gezwungen.
Die norwegische Küstenwache rechtfertigte die Beschlagnahmung der „Sirius“ mit Polizeibefugnissen, die ihr erst vor wenigen Tagen von der norwegischen Regierung zum Schutz der Walfangschiffe eingeräumt worden waren. Danach ist die Küstenwache von Oslo bevollmächtigt, sowohl in nationalen als auch in internationalen Gewässern den von der Regierung genehmigten Walfang gegen alle Verhinderungsversuche zu schützen – notfalls auch mit Gewalt.
Schon letzte Woche war es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen GreenpeacelerInnen und der „Senet“-Besatzung gekommen: Die rabiaten Seemänner des norwegischen Fangschiffs warfen die Umweltschützer einfach über Bord. „Senet“-Kapitän Arvid Enghaugen ist stocksauer: „So ein Wal ist für uns 200.000 bis 250.000 Kronen (40.000 bis 50.000 Mark) wert. Wir hätten ohne diese Typen unsere Quote schon lange aufgefischt haben können.“
Die bis zur „Sirius“-Beschlagnahmung angeblich viel zu weiche Vorgehensweise der Küstenwache hatte in Teilen der norwegischen Öffentlichkeit heftige Proteste ausgelöst. Vor allem die Tatsache, daß man das Schiff „Whales Forever“ des „Wal-Terroristen“ Paul Watson letzte Woche entkommen ließ, führte zu Rücktrittforderungen gegenüber dem zuständigen Verteidigungsminister Jörgen Kosmo. In den norwegischen Medien herrscht reinste Kriegsstimmung. Das ansonsten liberale Osloer Dagbladet schreibt: „Weder isländische Piratenfischer noch amerikanische Walliebhhaber dürfen denken, daß sie ungestraft unser Territorium verletzen dürfen.“ Reinhard Wolff
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