: Tausende Amis aufgefressen!
■ Warum die Fußball-WM gut ist: Weil wir etwas lernen dabei.
Fußball-Weltmeisterschaften sind gut. Wir lernen durch sie fremde Länder kennen. So zum Beispiel jetzt Amerika, genauer: die USA. Etwas unkorrekt sprechen wir auch von seinen Bewohnern als den „Amis“. Journalisten fahren hin und erklären uns alles. So stand schon am 20. 6. in der Süddeutschen Zeitung (S. 27): „So sind sie bisweilen, die Amerikaner“.
Oder Ben Wett (ARD). Er bringt uns den Ami näher mittels Fernsehfeature. Man sieht dann Hochhäuser und Autos, die Kamera schwenkt über noch mehr Hochhäuser und noch mehr Autos, und Ben Wett sagt mit einer Cowboystimme: „Das ist Amerika.“ Aber das kann doch nicht alles sein. Neulich ging ich in eine Bäckerei und sagte: „Ein Ami bitte.“ Die Verkäuferin fragte: „Schwarz oder weiß?“ Dies weist auf den sog. melting pot rsp. die multikulturelle Gesellschaft. Manche Bäckereien verkaufen gleich gemischte Amis, halb schwarz, halb weiß (siehe Foto). Da will man doch mehr drüber wissen, nicht wahr?
Flugs also in Bad Honnef angerufen beim Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e.V.. „Guten Tag, können Sie mir bitte genau sagen: Was und wie ist der Ami?“ Der zuständige Herr versprach, in Aktenunterlagen zu suchen und ein Fax zu schicken. Er schickte: Amerikaner, *Feine Backwaren von einer sehr weichen *Masse aus Mehl, Fett, Zucker, Ei und Milch, die mit *Ammonium oder *Backpulver gelockert, in Schneckengröße auf *Backbleche dressiert und nach dem *Ausbacken unterseitig mit *Zuckerglasur bestrichen werden. A. sind leicht und schnell herzustellen und daher eine preiswerte Backware.
Das wird freundlicherweise an den Kunden weitergegeben. Ein A. kostet 95 Pfennig oder Einemarkzehn. Manche sind trocken und bröselig, andere haben die Konsistenz von Mäusespeck. So oder so, am Gaumen bleibt ein komisches Gefühl. Das muß vom Ammonium kommen, es kann auch das Backpulver sein. Jedenfalls werden täglich Tausende Amerikaner aufgefressen, einfach so, ohne daß es weiter auffällt. Gibt das nicht zu denken? Herr Thömmes
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