Beinahe-Straßenschlacht

■ Pfarrstraße: Zwei Polizeieinsätze wegen Ruhestörung und zwei Lesarten

Mit einem großen Polizeieinsatz endeten in der Nacht von Samstag auf Sonntag zwei Konzerte in der Pfarrstraße in Lichtenberg, deren Häuser zum großen Teil besetzt sind. Wie üblich nach solchen Zwischenfällen, fielen die Lesarten höchst unterschiedlich aus. Wie ein Bewohner der Pfarrstraße gestern gegenüber der taz schilderte, seien bereits am frühen Nachmittag erste Einsatzwagen der Polizei provozierend durch die Straße gefahren. Nach Ende eines Konzert im Haus Nr. 108 habe plötzlich gegen Mitternacht eine Hundertschaft „in voller Kampfmontur“ den dortigen Hinterhof betreten und eine Anlage beschlagnahmt.

In der Pfarrstraße 88 („Eisenbahnerkneipe“), wo an diesem Abend ebenfalls eine Band auftrat, sei geraume Zeit später eine Hundertschaft in die Räumlichkeiten eingedrungen. Schon vor dem Eintreffen der Polizei sei keine Live- Musik mehr gespielt worden. Nachdem die Polizei die Anlage der Band mitgenommen habe, sei es vor dem Gebäude zu Rangeleien mit Besuchern gekommen. Ein Mann sei in einen Transporter gezerrt und dort geschlagen worden. Nur mit Mühe sei eine Straßenschlacht verhindert worden, meinte der Bewohner.

Der Lagedienst der Polizei teilte gestern auf Anfrage der taz mit, nach einem Anruf hätten Beamte gegen halb neun Uhr abends rund 250 Teilnehmer eines Konzerts im Hinterhof der Pfarrstraße 108 wegen Lärmbelästigung ermahnt. Da der Aufforderung nicht Folge geleistet worden sei, habe man gegen 23 Uhr die „Tonwiedergabegeräte“ sichergestellt. Ebenso habe man rund achtzig Minuten später in der Pfarrstraße 88 verfahren müssen, wo sich nach Angaben des Lagedienstes rund 80 Besucher eines Konzerts in den Räumlichkeiten verbarrikadiert hatten. Nachdem die Beamten, über deren Zahl keine Auskunft gegeben wurde, sich Zugang verschafft hatten, sei auch hier die Anlage zur Verwahrung mitgenommen worden. Zu Festnahmen sei es nicht gekommen. Severin Weiland