piwik no script img

Duma blockiert Privatisierung

■ Russisches Parlament will bei Großverkäufen mitreden

Moskau (dpa) – Das von Kommunisten und Nationalisten beherrschte russische Parlament blockiert trotz Einlenkens der Regierung weiterhin die zweite Etappe der Privatisierung. Bei der ersten Lesung des Gesetzes gestern in der Staatsduma stimmten nur 212 statt der notwendigen 226 Abgeordneten dafür. 74 Abgeordnete stimmten dagegen, zwei enthielten sich. Parlamentschef Iwan Rybkin rief erneut den Vermittlungsausschuß an. Sollte das Parlament heute das Gesetz nicht annehmen, werde Präsident Boris Jelzin einen entsprechenden Erlaß verfügen, drohte Rybkin den Abgeordneten an. Dieses Recht hat der Präsident laut Verfassung.

Experten der Regierung und des Parlaments hatten in der Nacht zum Donnerstag den Gesetzentwurf in entscheidenden Punkten geändert. So sollen Betriebe mit mehr als 500 Angestellten und einem Wert von mehr als 200 Milliarden Rubel (etwa 160 Mio. DM) nur nach Zustimmung der Duma und des Föderationsrats verkauft werden können. Außerdem wurde vorgeschlagen, den Verkauf von Grund und Boden, Gesundheits- und Bildungseinrichtungen sowie russischem Eigentum im Ausland so lange zu verbieten, bis die Duma dies per Gesetz geregelt hat. Sollte dieser Entwurf durchkommen, wäre es für den reformorientierten Privatisierungsminister Anatoli Tschubais eine schwere Niederlage.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen