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Leichtathletik-WM: Miroslav Pych

Foto: Theo Heimann / Xpress

Der 22jährige Miroslav Pych aus Polen sieht aus, als ob ihm die Mädchen scharenweise hinterherlaufen. Sein Problem: Er kann sie nicht sehen. Miroslav ist, seit er drei Jahre alt ist, fast blind. Wenn er in Geschäften nachfragt, was auf dem Preisschild steht, kommt es schon manchmal vor, „daß die Leute mich für einen Analphabeten halten“. Lesen kann er nur mit einer extra starken Lupe. Seine Lieblingsbücher: „So richtig schön spannende Krimis.“

Aber zum Lesen hat Miroslav eigentlich keine Zeit. Denn sein Herz schlägt für den Sport. In einem Kasten hat er zu Hause in Posen die gesammelten Medaillen seiner vielen Sportwettkämpfe in Weitsprung, Laufen, Diskus- und Speerwerfen aufbewahrt: Insgesamt an die vierzig Stück. Und auch bei der WM in Berlin hat er schon kräftig abgesahnt: zweimal Gold und einmal Silber. „Ich mag den Kampf, und ich will gewinnen im Leben.“ In Polen ist Miroslav auf der Liste der zehn besten Behindertensportler auf Platz fünf. Und er bekommt tatsächlich Fanpost von Mädchen. „Aber was drin steht, ist ein Geheimnis“, sagt er verlegen.

Der Sport habe ihm gezeigt, „daß es egal ist, ob ich blind bin oder nicht“. Und er trainiert hart, manchmal mehrere Stunden am Tag. Miroslav geht noch zur Schule. Früher mußte er immer ganz vorne sitzen, „aber ich habe trotzdem nicht alles gesehen“, erzählt er. Jetzt ist Miroslav in einem Internat speziell für Blinde und macht sein Abitur. Was er danach studieren will, ist ganz klar: Sport.

Mit seiner Sportnote in der Schule kann er allerdings nicht glänzen: „Auch wenn ich sonst Medaillen gewinne, im Schulsport bin ich eher schlecht. Das liegt aber nur daran, daß wir Tanzen müssen, und das kann ich nicht.“ Patricia Pantel

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