■ Sozialprojekte: Unnötiger Schrecken?
Kleine Hiobsbotschaft, großer Schrecken: „Nur 2,78 Prozent Einsparquote“ müßten sie im kommenden Jahr erbringen, so hatte Sozialsenatorin Helgrit Fischer-Menzel die freien Träger im Pflegebereich Anfang der Woche zu beruhigen versucht. Die sei durch Umstrukturierungen zu realisieren, mit Qualitätseinbrüchen sei nicht zu rechnen. Alles palletti also? Weit gefehlt! Denn die beruhigenden Worte verfehlten bei manch einem Projekt ihre Suggestivwirkung.
Drei Prozent einsparen, ohne Personal zu entlassen? Das schaffen wir nicht, so schreckte jedenfalls das Bergedorfer Wohnprojekt „Der Begleiter“ auf. Tagesaufenthaltsstätte, Wohnhaus, Therapieeinrichtung und Freitzeitstätte sind die zwei Einrichtungen für 20 psychisch kranke Menschen, die dort rund um die Uhr und an den Wochenenden betreut werden. „Drei Prozent hört sich zuerst ja nicht so schlimm an,“ räumt Projektleiter Uwe Münster ein, nach Durchsicht aller Haushaltsposten stehe jedoch fest, daß die nur durch die Streichung einer halben Stelle zu erbringen seien. Bei Sachkosten wie Verpflegung, Miete oder medizinischem Material seien keine Ein-sparungen möglich.
Bei nur 5,8 Stellen für beide Projekte bedeute eine Reduzierung um 20 Wochenstunden aber eine drastische Einschränkung der Arbeit. „Wir müßten dann entweder die 24-Stunden-Betreuung oder die Wochenenddienste einstellen“, so Münster. Gerade diese Sonderschichten seien für ihre Klienten, die alle aus der Psychiatrie kommen, besonders wichtig; zu diesen Zeiten lauerten „die tiefen Löcher“.
Darauf reagiert die Sozialbehörde aber weiterhin mit beruhigenden Worten. Die Sparquote beziehe sich auf den gesamten Haushaltstitel, nicht jedoch zwangsläufig auch auf die einzelnen Einrichtungen, beschwichtigt Sprecherin Christina Baumeister. Bei kleinen Projekten werde die Behörde nicht auf der drei-Prozent-Kürzung bestehen. Genau wird sich erst in den nächsten Monaten herausstellen, wer wo wieviel einzusparen hat. sako
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