: Nahostgipfel in Urlaubsambiente
Israels Regierungschef und Ägyptens Präsident treffen sich am Roten Meer ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin
Im ägyptischen Badeort Taba herrschte ambientegerechter Optimismus. Ägyptens Präsident Husni Mubarak und Israels Ministerpräsident Jitzhak Rabin hatten sich das lauschige Plätzchen am Roten Meer Sonntag abend zum Gipfeltreffen ausgesucht. Der Ort im jordanisch-ägyptisch-israelischen Dreiländereck konnte besser kaum gewählt sein, schließlich soll hier in wenigen Monaten eine neue „Friedensstraße“ entlangführen: die Autobahn Jordanien–Israel–Ägypten.
Im Mittelpunkt des einstündigen Meinungsaustausches stand Syrien. Rabin und Mubarak berieten, welche Chancen die US-Regierung hat, Syriens Staatschef Hafis al-Assad zu einem Friedensvertrag mit Israel zu bewegen. US- Außenminister Warren Christopher wird in der kommenden Woche wieder zwischen Damaskus und Jerusalem hin- und herpendeln. Stoff für die Unterredung in Taba lieferten die neuesten diplomatischen Entwicklungen: Mubarak hatte jüngst Assad in Damaskus besucht. Rabin hatte in der Vorwoche in Washington mit Jordaniens König Hussein eine „Friedenserklärung“ unterzeichnet.
Mit ägyptischer Hilfe werden in Kairo derzeit israelisch-palästinensische Verhandlungen über die Zukunft der immer noch besetzten Teile der Westbank durchgeführt. Ein weiteres Thema dort ist die Abhaltung von Wahlen für den palästinensischen Selbstverwaltungsrat. Erwähnung fanden in dem Gespräch zwischen Rabin und Mubarak auch die Schwierigkeiten der PLO-Führung mit der israelisch- jordanischen „Friedenserklärung“. Jassir Arafat mokiert sich, daß darin Jordaniens Schutzherrschaft über die islamischen heiligen Stätten in Jerusalem vorgesehen ist. Der PLO-Chef sähe den Ostteil der Stadt am liebsten als Hauptstadt eines zukünftigen Staates Palästina.
Schließlich standen auch bilaterale Beziehungen zwischen Ägypten und Israel auf der Tagesordnung. Die israelische Regierung hätte gerne intensivere Verbindungen zwischen beiden Staaten, in Kairo ist man jedoch weiterhin zurückhaltend. Mit Rücksicht auf die öffentliche Meinung im eigenen Land hat es Mubarak bisher vermieden, Israel einen Besuch abzustatten. Auch in Taba wollte er sich nicht festlegen, wann er in Israel zu erscheinen gedenkt.
Bei einer anschließenden Pressekonferenz zeigte sich Mubarak zuversichtlich über eine baldige israelisch-syrische Annäherung. Assad werde sich in Kürze erheblich flexibler zeigen, als bisher angenommen, meinte der Ägypter. Rabin erwartet von Syriens Staatschef eine deutliche Geste des Friedenswillens an die israelische Bevölkerung. Ähnlich wie König Hussein solle sich Assad für eine offene Diplomatie mit Israel entscheiden, während parallel Geheimverhandlungen laufen, sagte er Mubarak. Ohne Einzelheiten preiszugeben, fügte Rabin hinzu, daß auch Israel bestimmte Bedingungen erfüllen müsse, damit die Verhandlungen mit Syrien in Schwung kommen.
Mubarak meint, daß noch im Lauf dieses Jahres „irgendwelche“ Abkommen zwischen Israel und Syrien geschlossen werden. Möglicherweise würde schon die nächste Reise Christophers zu einem Durchbruch führen. Freilich sei die Voraussetzung für einen israelisch- syrischen Frieden der völlige Abzug der israelischen Soldaten vom besetzten Golan.
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