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Rätsel um die Gas-Explosion in Rothenburgsort

■ Aufräumarbeiten dauern immer noch an / Toter noch immer im Schutt begraben

Die Aufräumarbeiten in dem am Dienstag abend durch eine Gasexplosion zerstörten Hochhaus gestalten sich schwieriger als erwartet. Nach Angaben des Krisenstab-Leiters Udo Springborn kann der zerstörte Westflügel am Billhorner Röhrendamm 120, in dem drei Menschen den Tod fanden, noch immer nicht betreten werden. Springborn: „Da absolut erschütterungsfrei gearbeitet werden muß, gehen die Abstützarbeiten nur langsam voran.“

Bautrupps mit schweren Kränen waren gestern damit beschäftigt, die eingestürzten Mauerteile zu bergen. Roland Bombe von „Hein Gas“: „Es werden neue Fundamente gegossen und Stahlträger eingebaut.“ Die Bergungsfirma hofft, heute abend mit dem größten Teil der Abstützarbeiten fertig zu werden. „Wir werden Samtsag morgen den eingestürzten Keller aufräumen, in dem vermutlich noch ein Todesopfer liegt“, so Bombe.

Vorher könne über die Ursache der gewaltigen Detonation nichts gesagt werden. Bombe: „Es sieht alles nach einer Gasexplosion aus. Aber ob Erdgas oder Propangas?“

Vor dem Hintergrund der zweiten schweren Gasexplosion innerhalb eines Jahres – am Offakamp war im Oktober 1993 ein Bürokomplex in die Luft geflogen und ein Mensch lebensgefährlich verletzt worden – besteht nach der Auffassung Roland Bombes für Gas-VerbraucherInnen kein Grund zur Panik. Das „Hein Gas“-System sei das sicherste Europas und Unfälle seien außerordentlich selten.

Angesichts der gewaltigen Explosion in Rothenburgsort gehen die Gaswerke davon aus, daß es zur Verkettung mehrerer unglücklicher Umstände gekommen sein muß – ähnlich wie damals am Offakamp. Nach langen kriminaltechnischen Untersuchungen konnte dort die Ursache inzwischen ermittelt werden.

Bei einer Außengasleitung unter einer Fahrbahn war durch den LKW-Verkehr ein Haarnadelriß entstanden. Bombe: „Vermutlich ist das Gas dort Monate ausgeströmt.“ Da das Umfeld betoniert war, konnte das Gas nicht nach oben abziehen und sich verflüchtigen, sondern preßte sich seitlich durch den Boden, der größtenteils aus Bauschutt bestand. In dessen Hohlräumen sammelten sich große Mengen von Gas an. Durch einen Betonriß im Tiefgaragen-Boden konnte sich dann das Gas einen Weg in das Gebäude bahnen.

Dies wäre nicht so schlimm gewesen, wenn nicht ausgerechnet in diesem Teil der Garage Musiker Betonwände für ihren Übungsraum eingezogen hätten – die letzte Möglichkeit der Luftzufuhr entfiel. Bombe: „Eigentlich also fünf Ursachen, die in ihrer Verkettung dann zum großen Knall geführt haben.“

Kai von Appen

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