■ Standbild: Pensionäre Volontäre
„Hauptsache gut drauf“,
Donnerstag, 15.30 Uhr, 3sat
Volontäre vom ZDF haben ein Feature über Unterhaltung gedreht. Das Endprodukt versendete man auf 3sat. Sollte es sich bei diesem Projekt tatsächlich um etwas Interessantes handeln, das quer zur Linie des Hauptprogramms liegt?
Schließlich gehe ich doch wohl nicht fehl in der Annahme, Volontäre seien jüngere TV-Mitarbeiter. Die Sendung „Hauptsache gut drauf“ war jedoch so hausbacken bieder, daß man meinen könnte, nicht die Volontäre, sondern die Pensionäre hätten noch einmal zur Kamera gegriffen. Schon die Moderatorin Babette Einstmann kommt mit einer betulich-omahaften Pseudoironie daher, die man ansonsten nur von den Ansagerinnen von Hessen 3 kennt. „Die Unterhaltungssucht kennt keine Grenzen“, sagt sie, „ist das nicht schrecklich?“ Sie verzieht ihre Miene, gestikuliert mit den Armen und spielt temperierte Entrüstung, sichtbar unbeteiligt und untalentiert wie eine Arzthelferin. Die Themen: Ereignisgastronomie am Beispiel des Mainzer Kettenrestaurants „Pupasch“. Ein paar Fakten werden zusammengetragen. Langweilig und uninspiriert quatscht der Sprecher über die Bilder, die zwar nicht originell sind, sich jedoch selbst erklären: Genau deswegen wird mit betont kritischen Fragen noch einmal signalisiert, was wir Zuschauer davon zu halten haben. Es folgt ein lauer Blick hinter die TV-Kulissen der Samstagabendunterhaltung. Ein paar Interviewfetzen hier, ein paar O-Töne dort: nichtssagend. Schließlich der Bericht über einen Fanclub von „Raumschiff Enterprise“. „Treckies“ bringen Action für ihr Hobby: Das ist zwar bescheuert, hat aber nichts mit „Amüsiersucht“ zu tun.
Erträglich waren einzig die kurzen Statements von Harald Schmidt (anzunehmen, daß die Macher dieser Sendung Schmidts knochentrockene Ironie für bare Münze genommen haben).
Sollte dieses Feature ein Ausblick auf das Können künftiger Programm-Macher eröffnen, so besteht kein Grund mehr für jenen Rest an schlechtem Gewissen, der mich überkam, als ich den Mann von der GEZ wieder einmal abblitzen ließ, als er betont listig an der Tür fragte: „Haben Sie Kabelfernsehen?“ Hätte ich wie meine Bekannte Gesine gesagt: „Nein, nur erstes und zweites Programm“ — ich wäre als Schwarzseher überführt gewesen. So aber nicht. Manfred Riepe
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