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Winnie gegen „Hustler“

■ Südafrikas „Arschloch des Monats“ verklagt Softporno-Magazin

Johannesburg (taz) – Schlagzeilenträchtig war Winnie Mandela, extravagante Ehefrau von Südafrikas Staatsoberhaupt Nelson Mandela, schon immer – auch noch, nachdem sich ihr Mann von ihr getrennt hatte. Jetzt geht die ehemalige Krankenschwester und heutige stellvertretende südafrikanische Ministerin für Wissenschaft und Kunst voll in die Offensive. Sie verklagte vier südafrikanische Tageszeitungen auf je 125.000 Mark Schadensersatz, weil sie im April eine Geschichte veröffentlichten, nach der Winnie Mandela laut internen ANC-Papieren Mittel der Organisation unterschlagen haben soll. Und das Softporno-Magazin Hustler soll vor den Kadi, weil Winnie in der Zeitschrift zum „Arschloch des Monats“ gekürt worden ist.

Hustler warf der Vize-Ministerin vor, während ihrer Zeit als Chefin der Sozialabteilung des ANC „kreative“ Verwaltungsmethoden entwickelt zu haben. Tatsächlich machte Winnie Mandela seit ihrer Ernennung zur Vize-Ministerin von sich reden wie kaum ein anderer Politiker in Südafrikas neuer „Regierung der nationalen Einheit“. In Kapstadt, dem Sitz des Parlaments, bezog sie eine prunkvolle Villa – angeblich wurde ihr das Haus von einem reichen Freund geschenkt. ANC-Generalsekretär Cyril Ramaphosa mußte kürzlich gar mit einem Kollegen die Sitze in der Business Class eines Linienflugs räumen: Winnie Mandela, die nur ein Ticket zum Normaltarif vorweisen konnte, hatte darauf bestanden, „wie immer“ samt Leibwächter in der besseren Klasse zu sitzen.

Politische Kreise in Südafrika geben freilich zu, daß Winnie Mandela als eine der wenigen ANC- Funktionäre in ihrer Abteilung die Verwaltung an die Leine gelegt hat. So soll ein Spitzenbeamter ihr kürzlich ein Dokument in der Burensprache Afrikaans präsentiert haben; Winnie Mandela, angeblich etwas angeheitert, soll das Schriftstück einen kurzen Augenblick betrachtet haben – um den Beamten dann mit einem gutgezielten Haken auf die Kinnspitze zu Boden zu schicken. ger

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