piwik no script img

■ TipMade in Hongkong

Eine Bande marodierender Räuber in panischer Flucht. Hinter ihnen reitet in einer Wolke aus Staub und Rachsucht der Schwertkämpfer. Elegant läßt er die Klinge über den Köpfen der Unwürdigen rotieren. Was folgt, ist blutiges Körperballett: Glieder regnen durch die Luft, aus offenen Hälsen schießen rote Fontänen. Ein minutiös choreographierter Tanz aus abgetrennten Armen, Beinen und Köpfen. Splatter als zenbuddhistische Meditation. Eine Szene aus „A Chinese Ghost Story III“ – abgesehen von derartigen Ausbrüchen, ein kitschig-rührender Märchenfilm über einen Mönch, eine Fee und einen Baumdämon. Gedreht wurde er 1992 in Hongkong.

Nirgendwo klingen die Schwerthiebe rhythmischer, rieseln die Kirschblüten kitschiger und splattert es sprudelnder als im Hongkong-Film. „Hongkong“ bezeichnet weniger ein Genre als eine bestimmte Bildersprache. Ob traditioneller Kung-Fu- oder Hollywoodesker Gangsterfilm, ob buddhistische Geisterkomödie oder Sci-fi, die Filme aus der Kronkolonie sind auf bestechende Art anders: Comic-Elemente mischen sich mit fernöstlicher Kalligraphie, rasante Actionsequenzen wechseln mit plüschiger Kamasutra- Erotik. Schwertkämpfer schweben schwerelos durch den Raum, der artistische Kampf vollzieht sich in Peckinpahscher Slowmotion. Auffällig oft wird im Studio gedreht. Artifizielle Landschaften erglühen in unwirklichen Blau- und Rottönen. Phantastische Panoramen, als gelte es die räumliche Begrenztheit der Kolonie wettzumachen.

Seit Anfang der Achtziger boomt die Filmindustrie in der Wirtschaftsmetropole Südostasiens. Regisseure der Neuen Welle wie Tsui Hark und John Woo genießen längst internationalen Ruf. Dennoch sieht man Hongkong-Filme hierzulande eher selten. Abgesehen von Spezialfestivals kommen sie so gut wie nicht ins Kino. Da hat Pro 7 einen guten Riecher gehabt. Der Sender zeigt jetzt insgesamt 14 Filme aus Hongkong. Die meisten davon in deutscher Fernseherstausstrahlung.mum

Die Reihe startet heute um 23 Uhr mit „Tiger Cage“ von Yuen Wo- Ping. Die weiteren Filme laufen an den kommenden Freitagen, ebenfalls um 23 Uhr.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen