■ Radio-Mauer: Der Äther bleibt geteilt
Vier Jahre nach der deutschen Einheit ist Berlin auf dem Radiomarkt nach wie vor eine geteilte Stadt. Wie aus einer gestern veröffentlichten Studie des Bad Godesberger Instituts für angewandte Sozialwissenschaft hervorgeht, bildeten sich in Ost- und Westberlin eigene Hörergemeinden heraus.
„Sie haben mit den Angeboten aus dem anderen Teil partout nichts im Sinn“, betonte Infas-Geschäftsführer Klaus Liepelt: In der Hauptstadt habe die „Ost-West-Konfrontation offenbar starke Schleifspuren hinterlassen“.
So gebe es eine Renaissance des früher staatlichen DDR- Senders Berliner Rundfunk nach dessen Privatisierung, der zu einer kleinen Ausgabe von „Massenradio für den Ostsektor“ geworden sei.
Der Berliner Rundfunk wurde im Osten mit einer Reichweite von 21,9 Prozent inzwischen Marktführer, während der SFB dort mit seinen Programmen deutlich unter zehn Prozent liege. Diese Trennung zwischen Ost- und Westberliner Hörgewohnheiten habe sich in der jüngsten Vergangenheit sogar noch verfestigt. Grenzüberschreitende Akzeptanz hätten nur die West-Sender Hundert,6, RTL und rs 2.
IA saugt ab
Ähnlich wie im Westen werde der Hörfunk voraussichtlich auch im Osten Konsumenten an das Fernsehen verlieren, sagte Liepelt. In der Region Berlin- Brandenburg sei die tägliche Zahl der Radiohörer in jüngster Zeit bereits um 300.000 gesunken. Grund dafür sei nach Erkenntnissen des Godesberger Infas-Instituts vor allem die Einführung des privaten Regional- Fernsehsenders „IA“ Ende vergangenen Jahres.
Rund 86 Prozent der Ostdeutschen würden täglich Radio hören. „Das sind“, sagte Liepelt, „12,4 Millionen Menschen, die an einem durchschnittlichen Werktag im Schnitt jeweils 193 Minuten lang auf Empfang schalten.“ Zwei Drittel der Hörer würden immer den gleichen Sender hören. AFP/AP
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