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Woher wußte die Kripo von dem Plutonium im Flugzeug?

■ SPD wirft Schmidbauer Wahlkampfshow vor

Berlin (taz) – Der Auftritt des Bonner Geheimdienstkoordinators Bernd Schmidbauer (CDU) vor dem Auswärtigen Ausschuß brachte gestern mehr neue Fragen als Antworten. In der Sondersitzung des Ausschusses wies Schmidbauer den Vorwurf der Sozialdemokraten, die Bundesregierung habe den Markt für die illegalen Nukleargeschäfte erst künstlich erzeugt, als „absurd, ungeheuerlich und reine Polemik“ zurück. „In keinem einzigen Fall“, beteuerte der oberste Agentenjäger, „sind V-Leute der Nachrichtendienste als Aufkäufer aufgetreten oder haben Nuklearmaterial aufgekauft.“ Die Bundesregierung habe die Funde von Tengen, Landshut und München nicht gesteuert – sie hätten sich vielmehr als Folgen von Ermittlungen ergeben. Im Zusammenhang mit den jüngst in München sichergestellten 350 Gramm Plutonium überraschte Schmidbauer mit der Erklärung, es sei vorher nicht bekannt gewesen, daß der Bombenstoff an Bord eines Verkehrsflugzeuges von Moskau nach München gebracht werden sollte. Bisher hatte der Geheimdienstkoordinator erklärt, der gefährliche Lufttransport sei zugelassen worden, weil man in Moskau eine Involvierung russischer Dienststellen in den Deal befürchtete. Unklar bleibt nach der neuen Darstellung, wie es bayerischen LKA-Beamten dann gelingen konnte, die mutmaßlichen Schmuggler noch auf dem Münchner Flughafen zielstrebig festzunehmen. SPD- Geschäftsführer Günter Verheugen kritisierte, das Plutonium sei „leichtfertig“ eingeführt worden, was strafbar sein könne. Hinter der „Plutonium-Affäre“ verberge sich möglicherweise nichts anderes als eine „Bonner Wahlkampfshow“. wg.

Leitartikel Seite 10

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