: Kein Kinderspielplatz am Alex
■ Architekt Hans Kollhoff will „steinerne Adressen“ mit westlicher Prägung am Alexanderplatz
Einen Alexanderplatz der „Buddelkisten für Kinder“ wird es nicht geben. Die DDR-Blöcke entlang der verlängerten Karl-Marx- Allee gehören abgerissen. Das Tor des Ostens, wie der Alexanderplatz auch genannt wird, soll mit „steinernen Adressen“ westlicher Prägung sein neues Gesicht präsentieren – und nicht aus Stahl-, Glas- und Aluminiumarchitektur bestehen. Hans Kollhoff, Gewinner im städtebaulichen Wettbewerb Alexanderplatz, legte noch eins drauf: Über den Platz werden Straßenbahnen rattern. Die „städtische Intensität“ nehme zur Platzmitte hin zu. Dort sei der Alex „ein Raum für ganz Berlin – und nicht nur für die Anwohner“, sagte er auf einer Diskussionsveranstaltung am Donnerstag abend.
Annäherungen an seine Kritiker sind auch im neuesten, überarbeiteten Entwurf des Architekten nicht zu finden. Nach wie vor, so erläuterte Kollhoff, soll der Alexanderplatz von einer dichten Blockstruktur für Läden und Bürobau geprägt werden. In der „zweiten Reihe“ ist geplant, daß 12 rund 150 Meter hohe Türme den Platz flankieren. Diese Hochhäuser beläßt Kollhoff direkt am Straßenraum und schafft dadurch tiefe Schluchten. Teile der Bebauung entlang der Memhardstraße, so Kollhoff, könnten schon bald abgerissen werden. Er verteidigte sein Modell für einen „steinernen“ Alexanderplatz. Mit Blick auf die unterschiedlichen Architekturvorstellungen der dort ansässigen Investoren – darunter Gruner + Jahr, Roland Ernst und Interhotel – plädierte der Architekt dafür, „daß das Ergebnis des Wettbewerbs für die bauliche Struktur und die Hochhäuser eingehalten werden muß“.
Die Sorgen der Anwohner konnte Kollhoff nicht ausräumen. Der „Gartenzauneffekt“, bei dem die Hochhäuser den Platz wie Zaunpfähle einzingeln, wie der Architekt Keller klagte, bringe ein komplette bauliche Überformung der bestehenden Struktur mit sich. Die Leitbilder der dreißiger Jahre bedeuteten, daß der Platz nicht nur zu wuchtig, sondern auch zu abweisend aussehen werde.
Besonders für Frauen und deren Interessen könne eine solche Architekturvision zu Ausgrenzungen führen, sagte die Grünplanerin Wilma Glücklich. Würden derartige Gebäude für Büroflächen und die „upper class“ geplant, so eine Anwohnerin, sei zu befürchten, daß Familien an die Peripherie in Plattensiedlungen gedrängt würden. R. Lautenschläger
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