: Maradonnenhaftes Langhaar
■ Ein spielfreudiger Andre Agassi sorgt bei den US Open für Belebung / Achtelfinal-Sieg in fünf Sätzen gegen den widerspenstigen Michael Chang
Berlin (taz) – Als Andre Agassi im letzten Jahr nach mehrmonatiger Verletzungspause mit maradonnenhafter Figur in Wimbledon auftauchte, verspottete ihn die englische Presse als „Burger King des Tennis“, sein Trainer Nick Bollettieri ließ ihn angesichts der Körperfülle endgültig sitzen, um sich einem anderen Schwergewicht des weißen Sports, Boris Becker, zu widmen, eine erneute langwierige Handgelenkverletzung warf ihn in der Weltrangliste weit zurück, und dennoch: In den Herzen der Fans blieb das mittlerweile 24jährige Langhaar aus Las Vegas die Nummer eins. Sein Techtelmechtel mit Barbra Streisand sorgte in den US- Medien für mehr Aufsehen als Beckers Baby im hiesigen Boulevard-Dschungel, seine neue „sentimentale Gefährtin“ (El Pais), die Schauspielerin Brooke Shields, ist bei Agassis Matches häufiger im Bild als seine Gegenspieler, und die Werbespots im US-Fernsehen gehören ihm ohnehin. Kein Sampras, kein Courier, kein Chang tauchte während der Fußball–WM auf der Mattscheibe auf, nur Andre Agassi: „Express yourself“.
Bei den US Open in Flushing Meadow gehörten dem derzeit auf Platz 20 der Weltrangliste befindlichen Crack von Anfang an sämtliche Sympathien, und sie steigerten sich noch, als er von Runde zu Runde besser spielte. Nach glorreichen Siegen gegen Guy Forget und Wayne Ferreira kam der vorläufige Höhepunkt im Achtelfinalmatch gegen Michael Chang. Die beiden kennen sich von Kindesbeinen an und lieferten sich ein hochklassiges Match mit knallharten Ballwechseln von der Grundlinie, aber auch mit überraschenden Netzattacken. Changs Miene war noch unbewegter als sonst, und auch Agassi spielte überaus konzentriert und verzichtete weitgehend auf Gefühlsregungen. Diese lieferte dafür Brooke Shields, die auf der Tribüne neben Agassis aktuellem Coach Brad Gilbert hingebungsvoll die Rolle „Freundin eines Tennisstars“ verkörperte. Nur einmal, als er einen Schmetterball Changs mit einem fetzigen Rückhand-cross konterte, mußte auch Agassi lachen, und natürlich am Ende, als er den fünften Satz gegen den unermüdlich über den Platz wieselnden und nie aufgebenden Chang mit 6:1 gewonnen hatte.
Im Viertelfinale trifft Andre Agassi nun auf Thomas Muster, dem für ihn meist unüberwindlichen Pete Sampras kann er dagegen erst im Finale begegnen. „Ich kann dieses Turnier gewinnen“, ist sich Agassi sicher. Matti
Frauen: Graf - Garrison 6:1, 6:2; Sanchez- Vicario - Grossman 6:2, 6:0; Pierce - Majoli 6:1, 6:2; Novotna - Magdalena Malejewa 6:0, 6:4; Coetzer - Endo 6:3, 6:0; Gigi Fernandez - Helgeson (USA) 6:3, 6:4
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