Entlassungen blockiert

■ Treuhand sucht immer noch Käufer für Deutsche Waggonbau

Berlin (taz) – Bei der Deutschen Waggonbau (DWA) werden in den nächsten Tagen noch keine Kündigungen verschickt. Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat blockierten gestern das „Strategiekonzept 2000“. Das Papier der Konzernleitung sieht der IG Metall zufolge vor, von den 7.550 Arbeitsplätzen in Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt nächstes Jahr nur 4.700 zu erhalten. Zur Jahrtausendwende sollen noch 3.800 Leute beim größten deutschen Waggonbauer arbeiten.

Vorstandschef Peter Witt hatte sich vor kurzem in einem Brief verständnisheischend an die Belegschaft gewandt. Insbesondere wegen der deutlich geringeren Hermesbürgschaften für Exporte nach Rußland rechne er in diesem Jahr mit einem Umsatzrückgang von 25 Prozent auf 1,2 Milliarden Mark. Erstmals seit 1991 werde am Ende der Bilanz eine rote Zahl stehen.

Unterdessen sucht die Treuhand noch immer vergeblich nach einem Investor. Nachdem mehrere Interessenten, unter anderem Siemens und ein amerikanisches Konsortium, abgewunken haben, ist noch von drei potentiellen Käufern die Rede. Die niederländische Koninklijke Begemann Groep, mit der im Sommer ein Eckwertepapier vereinbart wurde, gilt allerdings als zu finanzschwach. Die Daimler-Tochter AEG hat mit ihrer Schienenfahrzeugfabrik in Hennigsdorf selbst große Umsatzprobleme, und die Berliner Elektro Holding AG möchte nur einzelne Standorte übernehmen. Das aber wollen weder die Treuhand noch die DWA-Betriebsräte an den verschiedenen Standorten zulassen. Nach heftigem Gerangel um die Verteilung der Aufträge an die einzelnen Werke haben die Arbeitnehmervertreter beschlossen, sich nicht gegeneinander ausspielen zu lassen. Vor kurzem hatten sowohl Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) als auch der neue Wirtschaftsminister in Magdeburg, Jürgen Gramske (SPD), laut über Hilfen für „ihre“ Standorte nachgedacht. Annette Jensen