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Verspekuliert?

■ Tierschutzverein: Vorständler soll Spendengelder in den Sand gesetzt haben

Die im Juni aus dem Vorstand des Hamburger Tierschutzvereins zurückgetretene Rita Spiering hat jetzt via Hamburger Abendblatt zum öffentlichen Paukenschlag gegen ihre Ex-Vorstandskollegen ausgeholt. Sie wirft dem damaligen Schatzmeister Herbert Andresen vor, durch Fehlspekulationen Hunderttausende an Spendengeldern in den Sand gesetzt zu haben.

Damit bestätigte die Ex-Vorständlerin entsprechende Berichte der taz hamburg aus dem Herbst vorigen Jahres.

In ihrer öffentlichen Abrechnung geht Spiering mit Andresen hart ins Gericht: „Im Herbst 1988 erfuhr ich überraschend, daß aus meiner Sicht risikoreiche Auslands- und Währungsanleihen im Vereinsdepot waren. Andresen hatte diese Papiere offenbar ohne Wissen des Vereinsvorstandes angeschafft. Sie haben dem Verein erhebliche Verluste beschert.“

Durch die Fehlspekulationen verlor der Tierschutzverein 1988 laut Jahresabschlußbericht 175.727 Mark. In der Bilanz wurden diese Beträge als „nicht realisierte Kursverluste“ verbucht.

Als der Hamburger Tierschutzverein 1989 erneut 266.062 Mark in den Sand setzte, verscherbelte der Schatzmeister diese Papiere und mußte den Vorgang endgültig mit 128.646 Mark als „Verluste aus Wertpapierabgang“ in die Bilanz aufnehmen.

Nach dem Debakel trat Andresen 1989 zwar zunächst als Schatzmeister zurück, nachdem er die Wahl zum Vereinsvorsitzenden gegen Udo-Joachim Wrieske verloren hatte. Doch bereits zwei Jahre später holte Wrieske den unterlegenen Andresen als Schatzmeister in sein Amt zurück.

Spiering beklagt: „Der Tierschutzverein besitzt mehr als 20 Millionen Mark an Finanzvermögen. Aufgabe eines Schatzmeisters ist es, die Gelder sicher anzulegen. Statt dessen wurden damit Riskogeschäfte eingegangen.“

Der Tierschutzverein wollte gestern zu den Vorwürfen keine Stellungnahme abgeben. Es solle erst eine „Marschroute“ festgelegt werden. Die soll der Öffentlichkeit (und damit den Spendern) heute auf einer Pressekonferenz dargelegt werde. Kai von Appen

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