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Geburtstagskonferenz mit Sinnkrise

Internationaler Währungsfonds und Weltbank feiern ihr fünfzigjähriges Jubiläum / Die Kritik der Entwicklungsländer ist lauter geworden, die Tagung soll neue Aufgaben formulieren  ■ Von Nicola Liebert

Berlin (taz) – Der Anlaß läßt noch zwei Wochen auf sich warten. Erst Anfang Oktober treffen sich die Gouverneure von Weltbank und Weltwährungsfonds (IWF) in Madrid zu ihrem Jahrestreffen. Aber „die anderen Stimmen des Planeten“ melden sich schon vorab zu Wort. Ab heute tritt unter diesem Titel ein alternatives Forum in Madrid zusammen, organisiert von einem Regenbogenbündnis von über 50 Organisationen allein aus Spanien – Umwelt- und Dritteweltgruppen, Gewerkschaften, feministische Gruppen und Parteien wie die Izquierda Unida (Vereinigte Linke) Spaniens. Dazu kommen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) aus aller Welt, von Friends of the Earth über den Weltkirchenrat bis hin zur Regenwaldgruppe Urgewald aus Deutschland.

Auf der Tagesordnung stehen Podiumsdiskussionen, Workshops, Demonstrationen sowie ein Russel-Tribunal, in dem prominente Wissenschaftler und Menschenrechtler symbolisch über die Politik von IWF und Weltbank richten werden. „Fünfzig Jahre sind genug“, finden die KritikerInnen der beiden vor einem halben Jahrhundert im US-amerikanischen Bretton-Woods gegründeten Finanzorganisationen.

Seit Kriegsende, so lautet der Verwurf, hätten die Bretton- Woods-Organisationen relativ ungestört als Disziplinierungsinstrument der Industrieländer gegen die Länder des Südens wirken können, am drastischsten seit Ausbruch der Schuldenkrise 1982, so die OrganisatorInnen des alternativen Forums. Nun sei nicht nur in der sogenannten „Dritten“, sondern auch der „Ersten“ Welt die zunehmende Armut nicht zu mehr übersehen. Mit diesen Problemen, mit den schlimmen Folgen ihrer eigenen Politik, sollen die offiziellen Vertreter der Bretton-Woods-Organisationen, die angereisten Finanzminister, Notenbankchefs, Geschäftsbanker und nicht zuletzt Journalisten aus den 175 Mitgliedsländern – insgesamt werden in Madrid 15.000 Leute erwartet – konfrontiert werden.

Die Workshops und Plenumsdiskussionen befassen sich daher mit Themen wie den sozialen und ökologischen Auswirkungen der Weltbankpolitik, den Folgen für die Frauen, mit den Strukturanpassungsprogrammen, die den verschuldeten Ländern aufgezwungen werden und den Problemen des allzu freien Welthandels. Auch die Möglichkeiten einer besseren Vernetzung der NGOs, die Rolle der Medien, Menschenrechtsfragen und natürlich die Suche nach alternativen Entwicklungswegen stehen auf der Tagesordnung. Eine Debatte mit Vertretern von IWF und Weltbank wurde eingeplant, ob sie zustande kommt, ist noch ungewiß.

In dieser Woche tagen allerdings nicht nur die KritikerInnen. Vor dem eigentlichen Jahrestreffen der Bretton-Woods-Organisationen (4. bis 6. Oktober) kommen alle möglichen Vorbereitungskomitees und Ländergruppen zusammen, von G 7, der Gruppe der größten Industrieländer, bis G 77, in der die Entwicklungsländer organisiert sind. In diesen Vorab- Veranstaltungen wird die Politik gemacht: Die Industrieländer einigen sich auf eine gemeinsame Linie, Interims- und Entwicklungsausschuß von Weltbank und IWF beschließen, was auf der Jahrestagung nur noch abgesegnet wird.

Zwischendurch, am kommenden Donnerstag und Freitag, findet eine feierliche Konferenz anläßlich der Fünfzig-Jahr-Feier statt; Empfänge und Diners sind fester Bestandteil der Tagesordnung. Hier sollen die Erfahrungen der letzten fünf Jahrzehnte und vor allem die kommenden Aufgaben angesprochen werden. Denn, wie die OrganisatorInnen dieser Tagung so richtig bemerken: die Bretton-Woods-Organisationen müssen in einer neuen weltpolitischen Situation ihre Existenz rechtfertigen. Bisher konnten sie in den ehemaligen Ostblockländern kaum Einfluß geltend machen. Es gilt auch auf den ofizziellen Veranstaltungen die Sinnkrise zu bewältigen und neue Aufgaben zu finden.

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