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Kein Ende der Bewachung in Sicht

Auch nach dem Ende der Feiertage stehen jüdische Einrichtungen unter massivem Schutz / Polizei und Innenministerien lassen sich nicht in die Karten gucken  ■ Aus Berlin Jeannette Goddar

„Na ja“, nuschelt der junge Mann hinter dem Tresen mit einem leichten Achselzucken, „man verdrängt die Lage, so gut man kann. Aber Gäste kommen kaum noch – nur Amerikaner. Die sind so was wohl gewöhnt.“ Draußen auf der Straße bewachen drei schwerbewaffnete Polizisten den Hauseingang.

Für den Kellner im jüdischen Beth Cafe der Gemeinde Adass Jisroel ist der Belagerungszustand inzwischen fast zur Normalität geworden. Seit Wochen gleichen die Tucholskystraße in Berlin-Mitte wie auch die angrenzende Oranienburger Straße und die Fasanenstraße im Westteil einer Hochsicherheitszone. An den Straßenenden blockieren Polizeiwannen den Verkehr, Passanten werden auf den Inhalt ihrer Taschen konrolliert, auch Fahrräder dürfen in der näheren Umgebung der jüdischen Institutionen nicht mehr abgestellt werden. Zutritt zum Gemeindehaus wird nur nach eingehender Leibesvisitation gewährt.

Manche derer, die dort arbeiten, haben trotz der enormen Sicherheitsvorkehrungen Angst, daß Unbefugte sich einschleichen. „Ich darf nur noch Leute hereinlassen, die ausdrücklich angemeldet sind“, erklärt ein junger Zivildienstleistender, ohne das schwere Tor zum Aufgang zur Adass-Jisroel-Gemeinde auch nur einen Spalt weit zu öffnen. „Sie können sich ja vorstellen, wie wir uns hier drinnen fühlen.“

Für jüdische Einrichtungen gilt in Deutschland offensichtlich immer noch Alarmstufe eins – obwohl die palästinensische Terrorgruppe „Abu Nidal“ die Anschläge für einen der jüdischen Feiertage angekündigt hatte, die am Mittwoch zu Ende gingen. Gestern morgen wurde die Oranienburger Straße auch prompt wieder für den Verkehr freigegeben. Nach zwei Stunden wurde der Befehl erneut erteilt: Alles absperren.

Über aktuelle Erkenntnisse ist nichts zu erfahren: Weder Polizei noch Innenministerien lassen sich bezüglich Sicherheitsvorkehrungen und deren Ursachen in die Karten gucken. „Aus polizeitaktischen Erwägungen keine Auskünfte“ lautet die einhellige Mitteilung. Aus Bonner Sicherheitskreisen sickerte allerdings zu Beginn der Woche durch, daß die Gefahr von Attentaten unvermindert hoch sei und an einen Abbau der Bewachung nicht gedacht werde.

Auch die jüdischen Einrichtungen und der Zentralrat der Juden müssen auf die Erkenntnisse des Bundeskriminalamtes vertrauen, ohne genauer informiert zu werden. „Selbstverständlich gehen wir davon aus, daß weiterhin alles Angemessene unternommen wird, um unsere Einrichtungen zu schützen“, erklärte gestern Michel Friedman, Direktoriumsmitglied des Zentralrats, gegenüber der taz. Bisher gäbe es allerdings keine Anzeichen für einen Abzug der Polizei.

Nicht nur in Berlin hofft man auf eine baldige Entwarnung und ein Ende des belagerungsähnlichen Zustands. „Eine derart massive Bewachung unserer Häuser kann sicher nicht zum Dauerzustand werden“, äußerte Jerzy Kanal, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Berlin, zur taz. „Wir wollen und können unsere Häuser nicht zu Festungen machen.“ Allerdings sei beruhigend, daß der Polizeieinsatz der vergangenen vierzehn Tage erwiesen habe, daß die Polizei die Angelegenheit sehr ernst nehme.

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