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Kleine Spätheimkehrer

■ Wirtschaftskrieg um Gartenzwerge

Berlin (taz/dpa) – Tausende von polnischen Gartenzwergen werden in den nächsten Tagen kurz hinter dem Grenzzaun massakriert werden. Mit dieser Ankündigung versucht der Münchner Anwalt Volker Spitz, seine Klienten zu beruhigen. Die nämlich produzieren seit Jahrzehnten die kleinbürgerlichen Kultfiguren unbehelligt von internationaler Konkurrenz. Doch vor kurzem entdeckten auch Hersteller in Frankreich, Belgien, Spanien und vor allem in Polen die Rotmützen als lukratives Geschäft – freilich nicht, um die heimischen Gärten damit zu verschandeln. Mit Dumpingpreisen versuchen sie, die deutschen Originale zu verdrängen.

„Einige Hersteller stehen wirklich vor dem Ruin“, klagt Spitz. Deshalb versuche er, alle juristischen Mittel gegen den geistigen Diebstahl anzuwenden. Doch leider: „Ein Gartenzwerg kann nicht patentiert werden.“ Immerhin aber lasse sich ein Gartenzwerg durch ein Geschmacksmuster schützen. Danach aber bleibe nur der übliche Weg: Abmahnungen schreiben, Grenzbeschlagnahmungen beantragen und auf öffentliche Zerstörungen wie bei anderen Luxusartikeln warten.

Die Raubkopierer sind sich keiner Schuld bewußt. So weist ein polnischer Hersteller aus Nowy Tomysl darauf hin, daß viele polnische Hersteller den Großteil ihres Kunstharz- und Farbpigmentbedarfs in Deutschland deckten. „Da der Zwerg somit zu fast 100 Prozent aus deutschen Materialien besteht, ist er eigentlich ein Deutscher und könnte deutschen Boden (wie alle Spätheimkehrer) ohne Probleme betreten.“

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