Interview
: „Nicht haltbar“

■ Lothar Hahn vom Ökoinstitut Darmstadt zum Krümmel-Gutachten

taz: Herr Hahn, ist nach der Untersuchung des Öko-Instituts die These, bislang unbemerkte Störfälle in Krümmel hätten die Leukämierate in der Elbmarsch erhöht, endgültig vom Tisch?

Lothar Hahn: Wir haben für diese These keine Bestätigung gefunden und sind uns ziemlich sicher, daß uns da nichts durch die Lappen gegangen ist.

Gibt es in Krümmel Überwachungslücken, die einen unbemerkten Austritt von Radioaktivität ermöglichen?

Nach unserer Einschätzung ist die Überwachung größerer Emissionen im Kraftwerksbereich zuverlässig gegeben.

Die Bremer Physikerin Inge Schmitz-Feuerhake behauptet jetzt, im Bereich des Maschinenhauses hätte es Mitte der achtziger Jahre möglicherweise eine Leckage und langfristig erhöhte Strahlenwerte gegeben.

Wir haben auch das untersucht und keine überhöhten Emissionen feststellen können.

Viele AtomkritikerInnen befürchten nun, sie seien manipulierten Daten der Krümmel-Betreiber auf den Leim gegangen.

Wir haben natürlich geprüft, ob es Hinweise auf Manipulationen oder Fälschungen gibt, aber auch dafür keine Hinweise finden können.

Also ist der Beweis erbracht, daß Krümmel die erhöhten Blutkrebs-Raten im Unterelbe-Raum nicht ausgelöst hat?

Die These, Krümmel sei für die Leukämie-Häufung verantwortlich, ist nicht mehr ohne weiteres haltbar. Bis die wahre Ursache ermittelt ist, wird es aber immer eine gewisse Unsicherheit geben.

Zumal alle anderen infragekommenden Ursachen von den Leukämiekommissionen ebenso verworfen wurden.

Das gilt nicht für das benachbarte Großforschungszentrum GKSS mit seinen atombetriebenen Forschungsreaktoren. Wir haben deshalb vorgeschlagen, analog zur Krümmel-Untersuchung zu prüfen, ob GKSS als Verursacher infrage kommt. Daneben müssen die besonderen Gegebenheiten der Region wie klimatische Bedingungen und spezielle Verzehrgewohnheiten untersucht werden.

Fragen: Marco Carini

(Siehe Bericht unten)