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Alle planen aneinander vorbei

Stadtforum: Für den Südosten Berlins fehlt es an einer integrierten Entwicklung / Anstatt Energien zu bündeln, werden Konkurrenzen aufgebaut, beklagt der Stadtentwicklungssenator  ■ Von Rolf Lautenschläger

Die städtebauliche und wirtschaftliche Entwicklung des Berliner Südostraums läuft nicht in klaren Bahnen. Bei den Ansiedlungen neuer Wohn- und Arbeitsstandorte in Adlershof, Oberschöneweide und der Rummelsburger Bucht fehlte vielfach die Feinabstimmung. Der Grund: Den Senatsverwaltungen, Bezirken und Investoren magele es an „der Identität des Machens“, wie Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer (CDU) auf der 42. Runde des Stadtforums die Defizite umschrieb.

Es sei nötig, „ein Gesamtkonzept für den Berliner Südostraum herauszuarbeiten“, das klar definiere, wo und wieviel und wann gebaut werden soll, betonte auch Dietrich Flicke, Planer im Hause Hassemer. Beispielsweise dürfe nicht nur der Wohnungsbau maßgebend für das „Leitbild Südost“ werden. Die Geschwindigkeit, mit der die Projekte von der Bauverwaltung in den Bezirken vorangetrieben würden, stünden im Widerspruch zur Arbeitsflächen- und Einkommensentwicklung. Allein 35.000 Wohnungen sollen in Falkenberg, auf den Rudower Feldern und in Alt-Glienicke in den kommenden Jahren realisiert werden. Außerdem sei geplant, das Wohnviertel an der Wilhelminenhofstraße in Oberschöneweide an das Spreeufer zu führen.

Die Arbeitsstättenstruktur im Südosten hinke diesen Plänen aber deutlich hinterher. Dem Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof mangele es nach wie vor an „Profilen“, um sich mit eigenen Qualitäten gegen ins Kraut schießende Gewerbeparks im Umland zu behaupten, sagte Hans Heuer, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wirtschaft. Das Gebiet habe eine strukturpolitische Vermarktungsstrategie nötig. Heuer hinterfragte, ob den vier „Innovationszentren“ für Optik, Elektronik, Laser- und Umwelttechnik in Adlershof angesichts benachbarter Technologieparks in Oberschöneweide und Wuhlheide nicht ungewollte Konkurrenzen entstünden. Dabei sei wichtig, die Synergien zwischen den Standorten zu fördern. Seiner Meinung nach gehöre die Umwelttechnik in die Nähe des geplanten Umwelt- und Recyclingzentrums in Pankow. Auch an der Rummelsburger Bucht stimmen Konzept und Umsetzungsstrategien nicht mehr überein, sagte Bernd Cronjaeger, Chef des Entwicklungsträgers. Die Planungsrichtlinien des Viertels für 13.000 Bewohner und 12.000 Arbeitsplätze in Bürotürmen würden ständig korrigiert. Das schrecke Investoren ab, ebenso wie der geplante 1,2 Millarden Mark teure Umbau des Ostkreuzes, der ohne Ersatzmaßnahmen die verkehrliche Erreichbarkeit des Areals verhindere.

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